Der zweitklassige Berliner Handball hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Talenten hervorgebracht - und hat sie abwandern lassen. Wie Michaela Seiffert, die als Dortmunderin ihr erstes Länderspiel absolvierte oder Ilka Arndt und Melanie Lorenz, die sich inzwischen in der Bundesliga bei Hessen Hersfeld ins Blickfeld des Bundestrainers spielten.
Nun stellt sich in Berlin eine Spielerin vor, die schon als 18-Jährige mit der großen Kristina Richter verglichen wird: Sabrina Neuendorf. Die quirlige Rückraumspielerin war beim sicheren 30:24 (14:10)-Sieg des SV Berliner VG 49 gegen die überforderten Reinickendorfer Füchse beste Spielerin auf dem Parkett. Vor gut 500 Zuschauern in der erstmals seit langer Zeit wieder gefüllten Saefkow-Halle überzeugte die Regisseurin nicht nur mit sieben Feldtoren, sondern vor allem mit brillanten Anspielen und durchdachtem Handball.
«Ich bin eben etwas klein. Also muss ich diesen Nachteil mit meinen Vorzügen wettmachen», begründet die Schülerin des Coubertin-Gymnasiums ihre Spielweise. Lange war sie traurig, dass zu ihren 174 Zentimeter Körpergröße keiner mehr dazu kommen wollte. Aber dann hat sie in der Max-Schmeling-Halle ein Match der Alba-Basketballer gesehen und Mithat Demirel als Besten ausgemacht. «Ich dachte erst, der Kleine auf der Bank spielt gar nicht mit. Und dann war der so toll», sagt Sabrina über ihr Vorbild.
Zu dieser Zeit spielte die Mahlsdorferin noch für Eintracht Innova in der Jugend-Regionalliga, war gerade erst vom PSV dorthin gewechselt. Doch BVG-Trainer Rüdiger Bones, damals noch Landestrainer, hatte sie schon als «Juwel des Berliner Handballs» ausgemacht. Folgerichtig wechselte sie als 17-Jährige zu Bones, der schon mit Sabrinas Vater Hartmut Kühn in einer Mannschaft gespielt hatte. «Für mich war der Abstieg von BVG nicht so schlecht. In der zweiten Liga kann ich mich besser entwickeln», glaubt die dunkelblonde Athletin. «Sie hat einen Riesensprung gemacht, spielt jede Aktion mit Köpfchen», lobt der ansonsten mit Komplimenten sparsame Rüdiger Bones.
Dabei muss der Team-Youngster wegen der personellen Situation bei BVG die 60 Minuten durchspielen. Und das nicht einmal auf ihrer halblinken Lieblingsposition. Weil der Rückraum ausschließlich mit Rechtshänderinnen besetzt ist, muss die Jüngste auf die halbrechte Seite ausweichen. Und im 18-köpfigen Mammut-Aufgebot der Reinickendorfer Füchse gibt es ohnehin keine Spielerin, die dem BVG-Team eine echte Verstärkung sein könnte.
Bei Super-Talenten wie Sabrina Neuendorf werden die Bundesliga-Vereine schnell hellhörig. «Natürlich will ich Bundesliga spielen. Das ist mein Ziel. Aber die nächsten zwei Jahre bleibe ich erst einmal in Berlin und mache mein Abitur fertig», weist die Schülerin alle Angebote ab. Doch wenn Sabrina Neuendorf ihr letztes Schulzeugnis in der Hand hält, sollte BVG wieder eine erstligareife Mannschaft haben. Sonst freut sich bald wieder ein anderer deutscher Verein.