Der 1. FC Union hat große Pläne. Möglichst schon im nächsten Sommer soll mit dem Neubau des Stadions an der Alten Försterei begonnen werden. Denn die Zeit drängt. «In der gegenwärtigen Situation können wir Zweitliga-Fußball maximal noch zwei Jahre finanzieren», sagt Vereinsboss Heiner Bertram. Die möglichen Mehreinnahmen in einer modernisierten Arena beziffert er auf zwei bis drei Millionen Euro pro Saison.
Allerdings hat auch ein neues Stadion seinen Preis. Und genau da fängt das Problem an. Zirka 25 Millionen Euro dürften die Umbaumaßnahmen verschlingen. Doch woher das Geld nehmen, wenn nicht stehlen? Union selbst ist arm wie eine Kirchenmaus, hat den Etat für das laufende Spieljahr noch nicht gedeckt (500 000 Euro fehlen) und steht bei der in die Insolvenz geratenen Vermarktungsfirma Sportwelt des Michael Kölmel noch mit 8,75 Millionen in der Kreide.
Die «Eisernen» benötigen also fremde Hilfe. Vom Senat können sie angesichts der leeren Landeskassen allerdings keinen Cent Unterstützung erwarten. Das sieht inzwischen auch Bertram ein. Notgedrungen hat er eine Kehrtwendung in seiner Argumentation vollzogen. «Wir rechnen nicht mehr mit Senatsmitteln», sagt der Vereinsboss. «Mir ist klar geworden, dass wir keine öffentlichen Gelder für ein neues Stadion erwarten können, wenn gleichzeitig Kitas dem Rotstift zum Opfer fallen. Wir wollen keine unangemessenen Forderungen stellen.»
Einen Wunsch an den Senat hat Bertram dennoch: «Wenn er uns schon nicht mit Geld helfen kann, dann sollte er wenigstens alles tun, damit wir uns selbst helfen können.» Im Klartext: Union möchte, dass der unmittelbare Stadionbereich, dessen Eigentümer der Bezirk Treptow-Köpenick ist, dem Verein mittels einer Senatsvorlage übertragen wird. Ein Schreiben mit entsprechendem Inhalt ging gestern mit der Post an Jürgen Kießling, den Sport-Abteilungsleiter in der Senatsverwaltung. «Wir hoffen auf die Unterstützung der Entscheidungsträger und politischen Kräfte in dieser Stadt», sagt Bertram. «Nur wenn uns das Stadion gehört, können wir den Umbau möglichst komplett privat finanzieren und Hypotheken aufnehmen.» Angebote von Kreditinstituten lägen für diesen Fall ebenso vor wie die Entwürfe von zwei Bauunternehmen.
Bleibt die Frage, ob sich für die Übertragung eine politische Mehrheit findet. Schließlich hat das betreffende Grundstück seinen Wert. Und insofern verlangt Union eine großzügige Geste. «Ein symbolischer Kaufpreis von einem Euro wäre die sauberste Lösung», sagt Bertram. Sportstadtrat Joachim Stahr hat bereits Entgegenkommen signalisiert. Wohl wissend, dass der Umzug in das Olympiastadion oder den Jahn-Sportpark die Alternative wäre. Für die neue Arena schließt Bertram eine sponsorengerechte Umbenennung mit dem Zusatz «Alte Försterei» übrigens nicht aus.