Über der Pfalz lagen noch graue Nebelschwaden, als am Montagmorgen, 7.30 Uhr, bei den Eltern von Hans-Peter Briegel das Telefon klingelte. Wenn Rene C. Jäggi als Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern zurücktrete, werde etwas passieren, drohte ein anonymer Anrufer, dann werde er das Elternhaus der 77 und 69 Jahre alten Briegels niederbrennen. «Ich habe kein Problem damit, der Schuft zu sein», sagte Briegel, «dann sollen sie aber meine Eltern in Ruhe lassen und mein Haus abfackeln.»
Den Zorn der Anhänger des FCK hat sich der Ex-Nationalspieler und stellvertretende Aufsichtsratschef zugezogen, weil bekannt wurde, dass das Kontrollgremium den früheren Lauterer Meistertrainer Karlheinz Feldkampf als Sportdirektor verpflichten will. Ein Griff nach dem Strohholm, acht Punkte beträgt der Rückstand des Tabellenletzten auf den 15. Platz, und Trainer Erik Gerets traut man die Rettung nicht mehr zu. «Der Aufsichtsratsvorsitzende Walter Ruda hat mir mitgeteilt, dass man Feldkamp als Sportdirektor möchte», sagte Jäggi gestern. «Wenn das passiert, dann wirft Gerets hin.» Und auch der 53 Jahre alte Schweizer will dann sein Amt zur Verfügung stellen: «Wenn man mich zwingen will, den Trainer zu entlassen, dann muss man auch mich entlassen.»
Eine Drohung, die den Widerstand der Fans geweckt hat, denn in Jäggi sehen sie den dringend benötigten Sanierer des mit 30 Millionen Euro verschuldeten Klubs. «Eines ist klar: An dem Tag, an dem ich das Vertrauen der Banken verliere, ist es aus», sagte Jäggi.
Kontakt zu Feldkamp, der in seinem Haus in Marbella weilt, habe es bereits gegeben, bestätigte Briegel. Der 68 Jahre alte Feldkamp sagte: «Ich weiß nichts über das, was in der Pfalz in den letzten 48 Stunden abgelaufen ist. Ich war nur geschockt, als ich gehört habe, wie ein Herr Basler gesagt hat, er steige zur Not mit diesem Trainer ab.»
Jäggi hatte sich sofort, als er von den Plänen des Aufsichtsrates erfuhr, hinter Trainer Gerets gestellt. «Es mag sein, dass man mir ankreidet, dass ich ihn geholt habe. Dass ich das getan habe, war vielleicht mein einziger Fehler. Aber ich bin von seiner Arbeit überzeugt.»
Briegel wirft Jäggi nun vor, diese Pläne des Aufsichtsrates öffentlich gemacht zu haben. «Wir sind nicht an die Öffentlichkeit gegangen», sagte Briegel und kündigte eine baldige Erklärung an.
«Es ist eine Stilfrage, dass man mich mit den Plänen übergeht», konterte Jäggi: «Ich bin kein Hampelmann, ich lasse mich nicht zum Kasper machen.» Dem Aufsichtsrat warf er auch einen Verstoß gegen die Satzung vor: «Der Aufsichtsrat hat die Aufgabe, den Vorstand zu kontrollieren und sich nicht in sportliche Belange einzumischen.» Zugleich widersprach Jäggi Meldungen, die Spieler Basler und Sforza hätten den Plan, Feldkamp zu holen, abgesegnet. Da könne man gleich den Trainer entmachten, hätten sie mitgeteilt, so Jäggi.
Briegel begründete das Interesse an Feldkamp mit der prekären sportlichen Situation: «Sollen wir den einfach zuschauen, wie wir absteigen? Es geht nur darum, dass der FCK gerettet wird.» Er will nun klären, «ob der Trainer das mitmacht», dass man ihm Feldkamp als Sportdirektor zur Seite stellt. Falls nicht, sollen angeblich Stefan Kuntz und Werner Lorant bereits als Nachfolger parat stehen.