Zarte Kopfwäsche

Torsten Wendlandt

Drehen wir mal auf der Glatze Locken: WM-Zugucker Holland hat doch bloß gewonnen, weil dessen neu frisierte Stars zwei Törchen mehr geschossen haben. Und weil unsere Top-Abwehr fehlte und der 68-Minuten-Bomber Bobic vom Platz musste. Und überhaupt, so schön hat Deutschland seit dem WM-Finale nicht verloren. Drehen wir mal weiter und den Spaß um: Die Holländer sind das zweitbeste Team der Welt 2002, weil sie den Vizeweltmeister besiegt haben. Aber waren die Deutschen 1954 etwa die weltbesten Kicker, als sie die übermächtigen Ungarn final schlugen? Halten wir mal am Ende des Jahres den Ball flach: Die Deutschen haben gegen Holland doch bloß zart den Kopf gewaschen bekommen. 2002 aber haben sie gewonnen. Vor allem die Erkenntnis, dass man mit dem mutigen Realisten Rudi, der aus der Not eine Jugend machte, das Jahr getrost abhaken kann. Dass man völler Optimismus nach der Winterpause gegen Spanien angreifen kann. Dass Deutschland zwar nicht das zweitbeste Team der Welt ist, aber sehr ordentlich Fußball spielen kann. Dass Selbstüberschätzung nichts bringt. Gut, das haben die Holländer auch gelernt. Von denen könnte man wiederum lernen, wie man (Tor-)Chancen nutzt. Es gibt eben nichts Gutes, außer man tut es. Wer nichts tut, außer auf der Glatze Locken zu drehen, bekommt den Kopf gewaschen.