Die Zeit drängt. In drei Wochen beginnt für die Skispringer in Kuusamo/Finnland der Weltcup. Also stieg das deutsche Team am Montag in den Flieger, landete spät abends nördlich des Polarkreises in Gällivare. Gestern standen für Sven Hannawald & Co. die ersten Schneesprünge an. Es geht endlich los - eigentlich ein Grund zur Freude. Doch Bundestrainer Reinhard Heß plagen Sorgen.
Martin Schmitt und Frank Löffler sagten verletzt ab, Mannschafts-Olympiasieger Stephan Hocke muss seine Krise aus dem Sommer überwinden, nur Vierschanzentournee-Gewinner Hannawald macht Hoffnung. Heß: «Sven trainiert wieder voll und ist ganz heiß, die guten Resultate des Vorjahres zu wiederholen.»
Das würde er von seinem zweiten Star im Team, Martin Schmitt, sicher auch gern sagen. Nach seiner Knieverletzung ist der 24-Jährige aber noch nicht wieder fit, wird auch für den Weltcup-Auftakt (29./30. November) ausfallen. Heß: «Martin hat gerade mit einem Reha-Programm begonnen. Ich hoffe, dass er danach das Training aufnimmt. Beim Weltcup in Titisee-Neustadt Mitte Dezember würde ich ihn gern dabeihaben.» Mit dem Oberstdorfer Frank Löffler kann er dagegen definitiv nicht planen. Der Enkel des legendären Sepp Weiler unterzog sich einer komplizierten Knieoperation und fällt die gesamte Wintersaison aus.
Mit gemischten Gefühlen beobachtet der Thüringer Heß auch seinen jungen Landsmann Stephan Hocke. Der Oberschüler feierte im Oktober zum ersten Mal als Olympiasieger Geburtstag, wurde 19 Jahre. Die Goldmedaille von Salt Lake City scheint ihn aber zu belasten, wie beim Sommer-Grand-Prix zu beobachten war. Im Training segelte Hocke der gesamten Konkurrenz um Meter davon, sowie aber zum ersten Wertungssprung aufgerufen wurde, ging nichts mehr. Bei einigen Wettbewerben verpasste Hocke sogar die Qualifikation.
Sportdirektor Rudi Tusch ist dennoch zuversichtlich: «Im Sommer fehlten uns Hannawald und Schmitt wegen Verletzungen. Hocke fühlte sich als Olympiasieger verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen. Das war noch zu viel für ihn. Er verkrampfte und von seinen Bilderbuch-Sprüngen beim Training war im Wettkampf nichts mehr zu sehen. Im Winter wird das wieder anders sein, denn zumindest Hannawald ist von Beginn an dabei. In dessen Sog wird Stephan sicher wieder sein Können zeigen.»
In Sachen Material indes sind wenig Neuerungen zu erwarten. Zwar liefert in diesem Winter die Brillen- und Helm-Firma KED die Kopfbedeckungen der Springer, es handelt sich dabei allerdings nicht um die Neuentwicklungen im Stil der aerodynamischen Zeitfahr-Helme im Radsport. «Es sind Helme von der Stange», sagt Tusch bedauernd. «Unsere Entwicklungen wurde vom internationalen Verband nicht genehmigt. Dort dreht man lieber am alten Zopf.»