In Deutschland ist Berlin seit Jahrzehnten eine Hochburg des American Football. In den 80er-Jahren gewannen die Berlin Adler die ersten ihrer vier Titel, seit Anfang der 90er-Jahre sammelte das Frauen-Team der Adler Girls insgesamt acht deutsche Meisterschaften und seit 1999 spielt Berlin Thunder in der NFL Europe und holte zuletzt zweimal in Folge den World Bowl.
Trotzdem gab es am vergangenen Sonntag in Berlin eine Premiere: In der Sporthalle an der Neuköllner Oderstraße fand das erste Football-Turnier der Männer in der Halle statt. Ausrichter Oberligist Berlin Thunderbirds nahm vor einem halben Jahr im Harz am traditionsreichen «Brocken Bowl» teil und hatte die Idee, so ein Turnier auch in Berlin zu veranstalten. Mitorganisator Alexander Denzin: «Jetzt ist die Saison vorbei und bald beginnt die Vorbereitung fürs nächste Jahr. Wir wollen auf diesem Weg versuchen, neue Spieler für unsere Sportart zu begeistern.»
Dabei blieben Startschwierigkeiten nicht aus: Statt der erhofften sechs Teams sagten nur vier zu, von denen die Tollense Sharks aus Neubrandenburg am Spieltag nicht erschienen. So wurde der «1. Thunderbirds Indoor Bowl» zur Berliner Meisterschaft mit niedersächsischer Beteiligung: Neben dem Ausrichter kämpften die Berlin Rebels und die mit eigenem Cheerleader-Team angereisten Hannover Stampeders auf dem ungewohnten Untergrund.
Dafür gibt's eigene Regeln: Statt wie auf dem Feld aus elf besteht ein Team mangels Platz aus acht Spielern, Malstangen fehlen, denn Kicks und Punts sind wegen der Hallendecke nicht möglich. In Neukölln war das 50 Yards lange Spielfeld (je 20 Yards pro Hälfte plus fünf Yards Endzone) mit Klebeband auf dem Parkettboden markiert; um Verletzungen zu vermeiden, war die Hallenverkleidung an den Längsseiten mit Turnmatten abgepolstert.
Das war auch nötig, denn trotz der Verabredung, auf den letzten Tackle zu verzichten, ging es teilweise ziemlich hart zur Sache. Zwar waren die zweimal zwölf Minuten langen Matches nicht so spektakulär wie auf dem Feld, weil lange Läufe wegfallen. Trotzdem haben die Spieler ihren Spaß - wie Rebel Mark Bartschat: «Der Sonntag gehört bei mir seit Jahren dem Football. Jetzt spielen wir noch ein paar Stunden, bevor wir abends die NFL im Fernsehen gucken.»
Am Ende gewann Oberliga-Meister Rebels das Turnier mit drei Siegen und einem Unentschieden und sicherte sich den Pokal, der aus einem in Gips gegossenen und gold angemalten Football bestand. Insgesamt 250 Zuschauer waren zufrieden und Defense-Coach Igor Zarnic nahm's mit Humor: «Das ist wieder was für unsere Vitrine . . .»