Ein Jahr nach ihrem Abschied vom Center Court kehrt Anke Huber in den Tennis-Zirkus zurück. Nicht etwa mit dem Schläger in der Hand und Tennisschuhen an den Füßen sondern als so genannter «Operating Tournament Director». Beim traditionellen WTA-Hallenturnier in Filderstadt sitzt die 27-Jährige an der Seite von Turnierchef Udo Cervellini im Organisationsbüro.
Anfang August hatte Cervellini die ehemalige Nummer vier der Weltrangliste angerufen. «Ich weiß noch, dass ich im Auto saß und es mich fast umgehauen hätte», erinnert sich Anke Huber. Nach einer Woche Bedenkzeit sagte sie zu: «Filderstadt ist das einzige Turnier, bei dem ich diese Aufgabe übernehmen will und kann.» Zweimal hat sie den Porsche Grand Prix gewonnen (1991/1994) und fühlte sich vor den Toren Stuttgarts stets sehr wohl.
Anke Hubers guter Draht zu den Spielerinnen soll dem Turnier helfen, nachdem der bisherige «Macher» Dieter Fischer ausgestiegen ist. Ein Vierteljahrhundert lang lebte der Drogeriebesitzer nur für «sein» Turnier, ehe er die Organisation in diesem Frühjahr aus privaten Gründen dem Titelsponsor aus Zuffenhausen übertrug.
Mit ihrem Namen soll Anke Huber ein wenig Glanz und Lokalkolorit garantieren. «Das deutsche Damentennis ist ja zurzeit nicht gerade auf einem Höhenflug», sagt sie unverblümt: «Von den jungen Spielerinnen sollte man auch nicht zuviel erwarten.» Der Beweis folgte prompt. Die hoch gehandelte Martina Müller, die ihren Wechsel von HTV Hannover zum TEC Waldau Stuttgart bekanntgab, scheiterte in der ersten Runde der Qualifikation an der Französin Emilie Loit und die in der Bundesliga für Saarlouis spielende Angelika Roesch in der zweiten Runde mit 3:6, 6:3, 6:7 (1:7)
an Lisa Raymond (USA), Filderstadt-Finalistin von 1997 und Nummer 25 der Weltrangliste.
So steht als einzige Deutsche Barbara Rittner im Hauptfeld. Die 29 Jahre alte Leverkusenerin, die nach einer Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber) wieder um den Anschluss kämpft, erhielt eine Wild Card und trifft in der ersten Runde heute (13 Uhr, DSF live) gleich auf die an Nummer fünf gesetzte Französin Amelie Mauresmo.
Das Favoritenfeld führt Jennifer Capriati vor Titelverteidigerin Lindsay Davenport (beide USA), Jelena Dokic (Jugoslawien) und Justine Henin (Belgien) an.
Vor dem aktuellen sportlichen Hintergrund ist der neue Job ein schweres Terrain für Anke Huber. «Ich weiß nicht, ob das der Schwerpunkt meiner beruflichen Zukunft wird», meinte sie vor dem «Schnupperkurs» in Filderstadt: «Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass ich es einige Jahre machen werde.» Mit dem Deutschen Tennis Bund führt sie außerdem Gespräche über ein Projekt in der Jugendarbeit. Zudem denkt sie daran, ihre Wohnung in Salzburg aufzulösen und in ihre badische Heimat zurückzukehren. sid