Zwei Tore in 14 Minuten, ein 5:2-Sieg für Real Madrid und 70 000 begeisterte Zuschauer - ein solches Debüt hatte sich Ronaldo im Trikot des Champions-League-Siegers wohl selbst in seinen kühnsten Träumen kaum vorgestellt. Der Brasilianer war bei Reals Punktspiel in der ersten spanischen Fußball-Liga gegen CD Alavés gerade 61 Sekunden auf dem Platz, da hatte er bereits das erste Tor für seinen neuen Verein erzielt.
Mit seinem zweiten Treffer 14 Minuten später knüpfte der Torjäger genau dort an, wo er bei seinem letzten Fußballspiel vor 98 Tagen aufgehört hatte: Damals hatte Ronaldo bei Brasiliens 2:0-Sieg über Deutschland im WM-Endspiel ebenfalls zwei Tore geschossen. Sein Einstand bei Real übertraf alle Erwartungen.
«Es war wie in Hollywood. Die Zuschauer fühlten sich in einen Science-Fiction-Film von Steven Spielberg versetzt», schwärmte die Zeitung «El País».
Um 19.24 Uhr kam am Sonntagabend der große Moment, dem die Fans von Madrid nach dem fast endlosen Hin und Her um den Transfer des Brasilianers und um dessen Verletzungen entgegengefiebert hatten. «El fenómeno» (das Phänomen) wurde in der 64. Spielminute eingewechselt und setzte den Fuß auf den Rasen des Bernabeu-Stadions.
«Die Welt schien förmlich still zu stehen», beschrieb «El Mundo» den großen Augenblick. «El País» fühlte sich an den Astronauten Neil Armstrong erinnert, der als erster Mensch den Mond betrat. Das Spiel stand in dieser Phase auf des Messers Schneide. Real führte mit 2:1, und der CD Alavés bekam einen Elfmeter zugesprochen. Aber der Schütze Iván Alonso war von der anstehenden Einwechselung des Superstars so beeindruckt, dass er den möglichen Ausgleich vergab. Ronaldo bekreuzigte sich hastig, trabte auf das Spielfeld, und mit seiner zweiten Ballberührung erzielte er das 3:1. Er bereitete das 4:1 durch Luis Figo vor, schoss das 5:1.
Ein solches Debüt war bei Real Madrid noch keinem Star gelungen, weder einem Alfredo di Stéfano, noch einem Figo oder Zidane. «Ich habe für diese Saison 25 Tore versprochen. Jetzt bleiben mir noch 23», meinte Ronaldo lapidar. «Er ist der König», titelte das Sportblatt «As».
«Er brachte all jene zum Schweigen, die in seiner Verpflichtung nur eine Marketing-Aktion sahen», urteilte das Blatt weiter. Ronaldo war nach den Spekulationen um seine Knie- und Muskelverletzungen fast schon wieder zu einer Witzfigur geworden. Ein Karikaturist ließ ihn im gläsernen Papstmobil dem Ball im Bernabeu-Stadion hinterherfahren.
Ronaldo war im Sommer nach langem Hickhack für 45 Millionen Euro von Inter Mailand nach Madrid gewechselt. dpa
Ronaldomanie