Nach einer zehrenden Durststrecke herrscht auf der Galopprennbahn Hoppegarten wieder mehr Zuversicht. Grund ist der «Preis der Deutschen Einheit» vor zwei Tagen. «So einen Renntag lasse ich mir gefallen. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Stimmung war ausgezeichnet, die Sponsoren zufrieden und mit dem Wettumsatz von fast einer halben Million können wir uns auch sehen lassen», frohlockte Peter Boenisch als Präsident des gastgebenden Union-Klubs.
Die Taktik des ehemaligen Regierungssprechers, der vor nicht einmal zwei Jahren das Amt vom glücklosen Berliner Notar Karl-Heinz-Oehler übernommen hatte, ist aufgegangen. «Wir können nicht mehr mit dem Trainingsstandort Hoppegarten wuchern», hatte Boenisch vor dem Renntag gesagt. Von diesem Traum müsse man sich verabschieden. «Warum soll auch ein Trainer aus Köln, der im Rheinland zu allen Bahnen kurze Wege hat, sein Quartier hier ansiedeln? Deshalb wollen wir diese Trainer und ihre besten Pferde mit erhöhten Rennpreisen zu unseren Veranstaltungen locken.»
Obwohl das Hauptrennen finanziell nicht aufgewertet wurde und mit 55 000 Euro nur ein Fünftel der in besseren Zeiten vom Zigarren-Millionär Zino Davidoff gestifteten Summe betrug, tummelten sich die Star-Trainer von Rhein und Weser mit ihren besten Pferden und den bekanntesten Jockeys auf der Brandenburger Bahn.
Das ist um so erstaunlicher, weil der «Preis der Winterkönigin» in Mülheim an der Ruhr doppelt so hoch dotiert war. Aber eben nicht das Rahmenprogramm, das in Hoppegarten allein durch den mit 42 000 Euro höchstdotierten Ausgleich I des Jahres eine Rekordmarke setzte. Hier trug die Taktik des Union-Klub-Präsidenten Früchte: «Wegen eines Pferdes macht sich ein Trainer meist nicht auf weite Wege», weiß der einst als Besitzer und Züchter erfolgreiche Boenisch. Aber mit mehreren Vollblütern sei bei einem lukrativen Restprogramm selbst der Weg nach Hoppegarten nicht zu weit.
Außerdem ist dem Union-Klub eine weitere gute Aktion gelungen. Das S-Bahn-Ticket für lediglich drei Euro, das nach der ersten Vereinbarung mit den Verantwortlichen des wichtigsten Berliner Nahverkehrsmittels für Rennbahn-Besucher ausgegeben wurde, wurde gut angenommen. Die fast 17 000 Zuschauer waren sich der Ersparnis bewusst und legten das Geld auf die Toto-Schalter um. Dass bei den riesigen Feldern von bis zu 18 Pferden auch hohe Quoten zu Buche schlugen, steigerte die Wettfreude bei vielen Besuchern zum Rekord-Umsatz der Saison.
Vor dem noch ausstehenden Renntag am 20. Oktober kann Boenisch schon so etwas wie einen Ausblick auf das nächste Jahr geben. «Dieser Renntag hat uns noch einmal richtig Mut gemacht. Wir werden im Jahr 2003 in Hoppegarten wieder richtigen Hauptstadt-Sport erleben», versprach der Präsident des gastgebenden Union-Klubs die Fortsetzung des Aufschwungs.