Für Vasile Miriuta (33) wird der Samstag nicht besonders anstrengend. Der Spielmacher ist zwar der wichtigste Profi des Fußball-Bundesligisten Energie Cottbus, aber die Bemühungen seiner Kollegen heute im Kellerderby beim 1. FC Kaiserslautern darf er sich nach Absolvierung eines Sondertrainings im Fernsehen anschauen. Wenig Laufbereitschaft gegen Wolfsburg hat Miriuta die Pause eingebracht.
Harte Zeiten für Künstler. Hoch im Kurs standen die bei Energie Cottbus nie. Aber im dritten Bundesligajahr wollten die Verantwortlichen einen Schritt nach vorne machen. Mit dem Ungarn Robert Vagner und Frankfurts Marco Gebhardt wurden zwei Edeltechniker verpflichtet, und schon keimte in der Lausitz die Hoffnung, möglicherweise einmal Spiele mit mehr Eleganz zu gewinnen. Doch längst regiert wieder die Ernüchterung.
Trainer Eduard Geyer: «Vielleicht ist Eleganz mit meinen Spielern nicht zu machen.» Nur vier Punkte aus sieben Spielen, Pöbeleien auf den Rängen, ein mit 33 Spielern aufgeblähter, in Cliquen zerfallener Kader - Cottbus am Scheideweg.
Was mutmaßlich auch für die Führungstroika Krein/Stabach/Geyer gilt. Noch nie war aus Vorstandskreisen öffentliche Kritik am Trainer laut geworden. Doch nach dem 0:1 gegen Wolfsburg hatte Präsident Dieter Krein in einem Interview angekündigt: «Gegen Kaiserslautern steht ein anderer im Tor.» Pikant. Denn Torwart Tomislav Piplica aufzustellen oder nicht, ist Sache von «Ede» Geyer. Der Trainer machte Krein zwei Tage darauf deutlich: «Das entscheiden immer noch wir Trainer. In aller Freundschaft, den Job soll er uns überlassen und sich um seinen kümmern.»
Eine Aussprache zwischen Krein, Manager Stabach und Geyer hat die acht Jahre währende Nibelungentreue zueinander wieder hergestellt. Stabach: «Wir sind keinesfalls zerstritten.» Krein habe dem Trainer lediglich «einen Schubs» geben wollen, um die Mannschaft endlich strukturell umzubauen. Kreins guter Wille aber verkehrte sich ins Gegenteil. «Das soll er lassen», sagt Stabach, «schließlich macht es nach außen hin keinen guten Eindruck, wenn wir alle über das reden, was letztlich Sache des Trainers ist.»
Die heile Welt ist auch in der Pfalz aus den Fugen geraten. Angesichts der dramatischen Finanzkrise geht es für den 1. FC Kaiserslautern in den kommenden Bundesligaspielen nicht nur um wichtige Punkte, sondern um die nackte Existenz. Der hoch verschuldete Traditionsverein ist nur überlebensfähig, wenn er seinen Platz im Oberhaus sichert. Helfen könnte kurzfristig ein Kredit der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH in Höhe von fünf Millionen Euro. Als Sicherheit würde das Unternehmen die Transferrechte an Nationalspieler Miroslav Klose erhalten.
Die nach sieben sieglosen Spielen am Tabellenende rangierenden «Roten Teufel» stehen trotz der Chance auf kurzfristige Liquidität gegen Energie auch sportlich mit dem Rücken zur Wand.