Paukenschlag in Österreich: Christoph Daum neuer Trainer von Austria Wien

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Karl Schlager

Christoph Daum versucht sein Glück ab sofort bei Austria Wien und hat damit in Österreichs Fußball für einen «Knalleffekt» gesorgt. Der 48-Jährige wurde gestern als neuer Trainer des 21-maligen Meisters vorgestellt, wo er den österreichischen Ex-Nationalspieler Walter Schachner ablöste und schon morgen gegen den Grazer AK auf der Bank sitzt. «Wir haben uns nicht gegen Schachner, sondern für Daum entschieden. Ein Trainer seiner Klasse ist nicht lange auf dem Markt», begründete Austria-Sportdirektor Peter Svetits die spektakuläre und unerwartete Entwicklung beim Tabellenführer.

Den Kontakt zu Daum hatte Svetits offenbar erst am vergangenen Dienstag in der Ukraine hergestellt hatte. Dort beobachtete der frühere Bundesliga-Coach, dessen Gerichtsverfahren wegen Kokain-Besitzes im Frühjahr gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt worden war, das Wiener Gastspiel im Uefa-Pokal bei Schachtjor Donezk (0:1/Hinspiel: 5:1). Nach Daums Angaben waren die Osteuropäer ebenfalls an ihm interessiert gewesen und sollen ihm auch ein Angebot über 3,2 Millionen Dollar pro Saison gemacht haben.

Dass es trotz dieser astronomischen Summe nicht zu einem Engagement des Duisburgers langte, ist wohl auch durch Daums Lebensgefährtin bedingt. «Was nützen mir Millionenberge, wenn ich in Donezk nicht leben kann», zitiert der Wiener Kurier Angelika Camm.

Daum, der im vorigen Mai seinen Trainer-Posten bei Besiktas Istanbul aufgegeben hatte, soll die Austria an die europäische Spitze heranführen. Klub-Mäzen und Liga-Boss Frank Stronach macht denn auch aus seinen Erwartungen kein Hehl: «Austria sollte in der Champions League Stammgast im Viertelfinale werden.» Davon sind die Wiener derzeit noch weit entfernt. Den letzten Titel holte der Klub 1994 beim 22. Pokalsieg der Vereinsgeschichte.

Der 71-jährige Stronach ist im November 1999 bei der Austria eingestiegen und hat als Geldgeber das Sagen, obwohl er kein offizielles Amt im Klub bekleidet. Mit der Verpflichtung Daums sorgt die «graue Eminenz» auch für Zündstoff innerhalb der Liga. Denn sein Erzrivale Hannes Kartnig, Präsident von Sturm Graz, hatte ebenfalls verstärktes Interesse am Deutschen bekundet. Noch für Donnerstag hatte Kartnig, der auch Jürgen Röber und Frank Rijkaard auf seiner Liste hat, noch einen Termin mit Daum geplant.

Seit Stronach das Ruder bei der Austria in der Hand hält, hat der Klub sieben Trainer vorzeitig verschlissen. Schachner nutzte es letztlich auch nicht, dass er mit nur einer Saisonniederlage den Klub an die Tabellenspitze geführt hat. «Ich bin menschlich und sportlich noch nie in meinem Leben so enttäuscht worden», sagte er. sid