Einigkeit herrscht in Fußball-Europa, dass der Uefa-Cup sein Image als Trostrunde abstreifen müsse. Sehr unterschiedliche Meinungen gibt es darüber, ob künftig wie in der Champions League in Gruppen gespielt oder das K.o.-System beibehalten werden soll.
Werder Bremen gegen Donezk 8:0. FC Schalke gegen Gomel 4:0. VfB Stuttgart gegen Ventspils 4:1. Und Hertha BSC gegen Aberdeen immerhin noch 1:0. Insgesamt 17 Treffer erzielten die vier deutschen Vertreter in den Rückspielen der ersten Runde des Uefa-Pokals, qualifizierten sich damit ohne Ausnahme für den zweiten Durchgang des europäischen Wettbewerbs. So sieht ein Durchmarsch aus. Die Fans in den Stadien feierten die Kantersiege - doch für die Klubverantwortlichen ist die Unterlegenheit der Gegner erneut Anlass, über die seit längerem geplante Reform des Uefa-Cups zu diskutieren, die ab der Spielzeit 2003/2004 greifen soll.
Bremens Vorstandsvorsitzender Jürgen L. Born beispielsweise klagt trotz des höchsten Sieges in Werders Europapokalgeschichte: «Die Spiele gegen Donezk haben sich finanziell nicht gerechnet. Zum Glück haben wir in Donezk nach der 2:0-Führung noch zwei Dinger bekommen, sonst wären zum Rückspiel ja noch weniger Zuschauer ins Weserstadion gekommen.» Am Tag der Deutschen Einheit fanden sich immerhin 16 300 Zahlende im Weserstadion ein. Born weiter: «Die ganzen Luschen beeinträchtigen die Qualität des Wettbewerbs doch stark.»
Uefa-Generaldirektor Gerd Aigner hatte bei der letzten Tagung des europäischen Verbandes bereits seine Entschlossenheit bekräftigt, den Wettbewerb in jedem Fall zu reformieren: «Wir wollen den Uefa-Cup aufwerten. In welcher Form, darüber ist noch zu reden. Bis Ende des Jahres wollen wir das aber beschließen.»
Aktueller Stand der Diskussion ist eine Reduzierung der Teilnehmerzahl von derzeit über 100 auf 80. Nach einer ersten K.o.-Runde sollen die 40 verbleibenden Teams in acht Gruppen zu je fünf Mannschaften gegeneinander antreten. Jede Mannschaft soll dann zwei Heim- und zwei Auswärtsspiele bestreiten, Rückspiele gäbe es nicht.
Die acht Gruppensieger würden anschließend im K.o.-System weiterspielen. Im Endeffekt ergäben sich aus diesem Modus 13 Spieltage für die beiden Finalisten. Parallel soll die dezentrale in eine zentrale Vermarktung nach Vorbild der Champions League umgewandelt werden. Born: «Wir befürworten aus wirtschaftlichen Gründen die Idee, nach einer K.o.-Runde Gruppenspiele einzuführen. Auf jeden Fall hätte man Planungssicherheit.»
Mehr Geld oder mehr Spannung - die Standpunkte zu dieser Frage gehen in der Liga auseinander. Während sich Schalkes Sportdirektor Andreas Müller noch keine Meinung gebildet hat («Es macht keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen, solange keine konkreten Pläne auf dem Tisch liegen»), erkennt Herthas Manager Dieter Hoeneß an, dass «das Image des Uefa-Pokals dringend verbesserungsbedürftig ist». Dennoch ist er «im Prinzip gegen eine Gruppenphase. Man sollte den Charakter des K.o.-Systems erhalten. Wo sonst werden außergewöhnliche Rückstände aufgeholt und unmögliche Spiele umgebogen? Das Problem der Champions League sind doch gerade die teilweise langweiligen Gruppenspiele. Diesen Fehler sollten wir im Uefa-Cup nicht wiederholen.»
Hoeneß' Kollege Rolf Rüssmann vom VfB Stuttgart wiederum befürwortet die Einführung einer Gruppenphase. «Wir brauchen ein anderes Format, um die Wertigkeit des Uefa-Cups zu erhöhen, deshalb sind Gruppenspiele in Ordnung. Außerdem müsste die Zahl der Teilnehmer durch eine Art Vor-Qualifikation begrenzt werden, um allzu schwache Gegner auszuschließen».
Rüssmann will den VfB jetzt beim Uefa-Klubforum - einer vom europäischen Verband geschaffenen Diskussionsrunde, die die Uefa bei Entscheidungen berät - anmelden, um sich auch auf kontinentaler Ebene Gehör zu verschaffen.
Mitarbeit: um, ub