In Vienna veritas

Andreas Lorenz

Leverkusen! Florida! Istanbul! Wien! Der Weg des Lebens ist für den Fußballlehrer Christoph Daum wirklich keine gerade Linie - aber genau davon hatte er während seiner Kokainsucht schließlich genug. Mit dem Anheuern bei der Wiener Austria kommt der trotz aller Chancen zur Klarstellung bis heute nur halbherzig geständige Drogensünder aber auf jeden Fall der Bundesliga wieder näher. Die Schaubühne Wien ist das perfekte Sprungbrett zurück ins deutsche Geschäft. Und dass Daum ein Comeback in seinem Heimatland anstrebt, ist ein offenes Geheimnis. Bisher schreckten alle Interessenten, zuletzt der Hamburger SV und der 1. FC Kaiserslautern, doch wieder zurück. Nicht die Kompetenz des gestrauchelten Meistertrainers stand dabei in Frage, sondern das Risiko, mit Daum in seiner Rolle als Graf Koks auch automatisch ein Medienspektakel der wenig angenehmen Art einzukaufen. Einem wie Frank Stronach ist so etwas egal. Der Selfmade-Milliardär giert nach dem Rampenlicht, will den Erfolg für seine Austria. Und er will ihn um jeden Preis. Stronach spricht von einem Weltklasseteam, das Daum für ihn aufbauen soll. Doch genau hier liegt ein Problem. Größenwahn ist nicht gerade die beste Umgebung für einen, der selbst schon einmal daran gescheitert ist. Die Gelegenheit, im direkten Seitenaus der Bundesliga für Schlagzeilen zu sorgen, birgt deshalb zwar eine große Chance für den Trainer Daum, aber eine Gefahr für den Menschen Daum. In Vienna veritas. In Wien liegt die Wahrheit.