Hammerlos für Haas und Co

| Lesedauer: 3 Minuten
Angela Bern

Das deutsche Davis-Cup-Team um den Hamburger Tennisprofi Thomas Haas muss zum Auftakt der Weltgruppe 2003 vom 7. bis 9. Februar in Argentinien antreten und hat damit bei der Auslosung am Donnerstag in London einen der schwersten Gegner erwischt.

«Ich will nicht sagen, das ist fatal, aber es ist schon ziemlich deftig», sagte der designierte Teamchef Patrik Kühnen, «aber was solls, ich glaube an die Jungs, die Mannschaft hat das Potenzial, auch so ein schweres Ding zu gewinnen.»

Der Tenor bei den Spielern war einstimmig. «Das wird sicher nicht einfach, aber wer den Davis-Cup gewinnen will, muss alle Aufgaben meistern», sagte Haas, «vielleicht können wir auch davon profitieren, dass Argentinien zu Hause bei den fanatischen Zuschauern ziemlich unter Druck steht und wir dagegen ganz locker aufspielen können. Ich glaube nicht, das wir chancenlos sind, es hat im Davis-Cup schon die unglaublichsten Resultate gegeben.»

Nicolas Kiefer findet «im Tennis gar nichts unmöglich. Solche Spiele machen den Reiz des Davis-Cups aus, da können wir mal zeigen, was wir drauf haben», sagte er. Auch Rainer Schüttler hält Argentinien für «das schwerste Los, das wir erwischen konnten, aber wir müssen uns auch nicht verstecken. Das wird eine offene Kiste». David Prinosil glaubt zwar, dass «das die Hölle wird», aber «warum sollen wir nicht auch mal so ein schweres Ding schaukeln».

Der Sieger der Partie trifft im Viertelfinale vom 4. bis 6. April auf Tschechien oder den diesjährigen Finalisten Russland, beides wären für Deutschland Auswärtsspiele. Das Halbfinale findet vom 19. bis 21. September, das Finale vom 28. bis 30. November statt. Das gesamte Weltgruppen-Tableau stellt sich wie folgt dar: Rumänien - Frankreich, Niederlande - Schweiz, Australien - Großbritannien, Schweden - Brasilien, Kroatien - USA, Spanien - Belgien, Argentinien - Deutschland, Tschechien - Russland.

Teams aus Deutschland und Argentinien standen sich im Davis-Cup bislang sechsmal gegenüber, die Bilanz spricht mit 4:2 zugunsten des Gegners. Die bisher letzte Partie gewann Deutschland 1991 im Viertelfinale der Weltgruppe in Berlin mit 5:0. In Argentinien wurde zuletzt im Viertelfinale 1990 gespielt, damals verlor Deutschland in Buenos Aires mit 2:3. Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Davis-Cup-Spielen in Argentinien sind die fanatischen Zuschauer, die bereits einige Male einen Spielabbruch provozierten.

Der große Vorteil der Argentinier ist die Vielzahl an Weltklassespielern. Jose Acasuso, Guillermo Canas und das Doppel Gaston Etlis/Lucas Arnold gewannen im Mai in Düsseldorf den Arag World Team Cup, David Nalbandian verlor in Wimbledon erst im Finale gegen Lleyton Hewitt, hinzu kommen Jose Ignacio Chela, Gaston Gaudio und Guillermo Coria. «Die wissen wahrscheinlich gar nicht, wen sie aufstellen sollen, sie könnten sogar mit der zweiten Garnitur antreten», sagte Rainer Schüttler.

Das findet auch Haas, verweist aber auf die Qualitäten seiner Teamkollegen. «Rainer hat jetzt in Moskau gegen David Nalbandian gewonnen, zwar auf anderem Belag und unter anderen Umständen, aber das heißt immerhin, dass er mit seiner Spielweise zurechtkommt», sagte Haas. Immerhin hat Deutschland die Chance, seine Davis-Cup-Auswärtsbilanz auszugleichen. Nach 79 Begegnungen auf des Gegners Platz lautet sie 39:40. Das Gesamtbild ist positiv: In ihren 191 Davis-Cup-Begegnungen seit 1913 ging eine deutsche Mannschaft 127 Mal als Sieger vom Platz. sid