Dortmund gegen Arsenal ohne Rosicky

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Oliver Müller

Die Sache ließ Matthias Sammer keine Ruhe. Noch in der Abflughalle des Dortmunder Flughafens hielt der BVB-Trainer gestern mit Mannschaftsarzt Dr. Georg Sondern und den Physiotherapeuten ein schnell improvisiertes Krisengespräch ab. Thema: Der Ausfall von Tomas Rosicky zum Champions-League-Auftakt heute bei Arsenal London (20.45 Uhr, Premiere live, Zusammenfassung dann ab 23 Uhr bei RTL).

Bis Sonntagabend hatten sie versucht, die Muskelverhärtung im Oberschenkel des tschechischen Spielmachers mit Spritzen, Fangopackungen und Massagen zu lockern - vergeblich. Also fehlt neben Torjäger Marcio Amoroso auch der zweite Schlüsselspieler des Deutschen Meisters (der Brasilianer steht aber am kommenden Wochenende vor der Rückkehr). «Das ist kein Schock, wir haben schließlich genug gute Spieler», sagte Sammer und versuchte dabei, gelassen zu wirken. Doch er weiß: Seine zuletzt gerade in der Offensive schwache Mannschaft wird das Fehlen des Mittelfeldspielers nur schwer kompensieren können.

Nach dem schlechten Start in der Bundesliga (sechs Punkte Rückstand auf den FC Bayern) droht damit auch ein Fehlstart in der Königsklasse. Dabei wollten die Dortmunder gerade auf internationaler Ebene Wiedergutmachung betreiben. Der Ruhm des Champions-League-Sieges von 1997 ist längst verblasst, im Vorjahr war in der Vorrunde Endstation und die Finalteilnahme im Uefa-Pokal nicht mehr als ein Trostpflaster. «Wir sind noch deutlich hinter anderen Vereinen einzuordnen», hatte Präsident Gerd Niebaum zu Saisonbeginn gesagt. «Uns fehlt der nachhaltige europäische Erfolg. Deshalb müssen wir auch mal wieder die Champions League gewinnen.» Die Messlatte liegt also hoch, auch wenn der Klubchef betont, das sei langfristig gedacht. Wie auch immer: Das Erreichen der zweiten Runde wird in jedem Fall vom gut bezahlten Ensemble erwartet.

Es darf auch etwas mehr sein. «Wer im Uefa-Pokal so gut abschneidet, sollte eigentlich auch die Zwischenrunde überstehen», sagt Manager Michael Meier nicht zuletzt auch aus kaufmännischen Gründen.

Zumal in diesem Jahr noch einmal richtig Kasse gemacht werden kann. 15 Millionen Euro Einnahme sind für die Vorrunde garantiert, bei Erreichen der Zwischenrunde könnte der BVB den etwa 35 Millionen Euro teuren Ausbau des heimischen Westfalenstadions fast alleine mit den Einnahmen aus der Champions League bestreiten.

Von der kommenden Saison an, wenn die finanziell lukrative Zwischenrunde abgeschafft wird, rechnet Meier dann mit einer «nicht unerheblichen» Reduzierung der etwa 1,5 Milliarden Schweizer Franken, die die Uefa an alle Teilnehmer ausschüttet.

Die wirtschaftlichen Zwänge, unter denen zuletzt die BVB-Aktionäre zu leiden hatten (die Dortmund-Aktie fiel in knapp zwei Jahren von 10,05 auf 3,7 Euro), erhöhen den Druck auf die Profis.

Trotzdem glaubt Meier nicht, dass die Begleitumstände für das junge Dortmunder Team zu einem Problem werden könnten: «Durch die erfolgreiche Schlussphase in der letzten Saison und die WM-Teilnahme von Christoph Metzelder, Sebastian Kehl und Torsten Frings haben die Spieler Erfahrungen gesammelt, die ihnen keiner mehr nehmen kann.»

Vor allem Frings, der heute sein Champions-League-Debüt geben wird, ist stark gefordert. Durch den Ausfall des Tschechen Rosicky liegt die Verantwortung der Spielgestaltung fast allein auf seinen Schultern. Der Ex-Bremer will die Herausforderung annehmen: «Es war schließlich mein Ziel, mich in der höchsten Spielklasse überhaupt zu beweisen.»