Fliegender Start

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Dietmar Wenck

Vor Beginn der Basketball-Weltmeisterschaft in Indianapolis hat die deutsche Mannschaft intern einen Plan aufgestellt. «Wir haben gerechnet, dass wir drei Siege brauchen, um ins Viertelfinale zu kommen», erzählte Marko Pesic, «in der Vorrunde gegen China und Algerien gewinnen, fehlt noch ein Sieg in der Zwischenrunde. Und im Viertelfinale kann dann alles passieren.»

Zumindest gegen China wurde die Planung konsequent eingehalten. Noch bevor das Team von Bundestrainer Henrik Dettmann in der vergangenen Nacht - nach Redaktionsschluss - auf den Turnierfavoriten USA traf, hatte es durch einen sicher herausgespielten 88:76 (45:31)-Erfolg gegen den Asienmeister einen großen Schritt in Richtung Zwischenrunde gemacht. In der Nacht zum Sonntag (0.30 Uhr, ARD) gegen Algerien kann das zweite Drittel des Solls erfüllt werden.

Nur zu Beginn der Partie führte China mit 8:4. Dann übernahmen der Berliner Stefano Garris (16 Punkte) und einmal mehr der Star der Mannschaft, Dirk Nowitzki (30) von den Dallas Mavericks, die Verantwortung. Bis zu 25 Punkten betrug der Vorsprung des deutschen Teams, ehe im letzten Viertel die Asiaten etwas herankamen. Da hatte Dettmann seine besten Spieler allerdings längst auf die Bank beordert.

«Das war der Auftakt, den wir uns gewünscht hatten», freute sich der 33-jährige Team-Senior Henrik Rödl. Wie im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft in der Türkei, wo die deutsche Mannschaft unerwartet Rang vier belegt hatte, ging sie gegen China mit großem Enthusiasmus zu Werke. «Aber wir kontrollieren unsere Emotionen jetzt besser», lobte Dettmann die Entwicklung.

Vor allem kontrollierte sein Team den chinesischen Center Yao Ming. Der 21-Jährige, der nach der WM zu den Houston Rockets in die NBA wechselt, konnte sich nur selten durchsetzen und kam auf 16 Punkte. Mehr Probleme bereitete den Deutschen Menk Bateer (23), der ebenfalls in den USA bei den Denver Nuggets unter Vertrag steht.

Weil ihre Abwehr sehr konzentriert arbeitete, kamen die Deutschen nach Ballgewinnen immer wieder zu schnellen Gegenangriffen, die sie zur Freude der wenigen Zuschauer im RCA Dome häufig mit krachenden Dunkings abschlossen. Ein Musterbeispiel für die Frechheit besonders der jungen Spieler war der erst 20-jährige Misan Nikagbatse. In der ersten Halbzeit hatte der 2,26-m-Riese Yao Ming einen seiner Würfe abgeblockt. «In der Pause habe ich mir überlegt, wie ich mich dafür revanchieren kann», erzählte der Sohn einer Finnin und eines Nigerianers hinterher. Kurz vor dem Ende des Spiels kam die Chance: Einen Konter schloss der 34 Zentimeter kleinere Nikagbatse ab, indem er den Ball über Yao hinweg per Dunking in den chinesischen Korb stopfte.

Marko Pesic hatte nur eines zu bemängeln: «Dass wir nur mit zwölf und nicht mit 30 Punkten gewonnen haben, ist ein kleiner Schönheitsfehler.» Am unzufriedensten war Nowitzki: «Das Zusammenspiel war noch nicht so gut. Und wir haben uns zu viele Rebounds aus den Händen nehmen lassen.» Center Femerling meinte dagegen: «Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns, vor allem wegen der Art, wie wir ihn erzielt haben.» Die Vorstellung, dass die Mannschaft es nach diesem Erfolg nun gegen die USA einfacher haben werde und versuchen könne mitzuspielen, wies er zurück: «Wer nur versuchen will mitzuspielen, kann das draußen vor der Halle auf dem Freiplatz tun.»

Dem Selbstbewusstsein hat der Sieg gegen China natürlich nicht geschadet. Und gegen eine Übererfüllung in der deutschen Basketball-Planwirtschaft hätte bei der WM sicher niemand etwas einzuwenden gehabt.

Nowitzki & Co.

Alle Informationen über das deutsche Team unter: www.basketball-bund.de