Eigentlich hat Louisa Walter gegenwärtig Semesterferien. Doch die Studentin des Bauingenieurwesens (im Oktober beginnt ihr siebentes Halbjahr an der TU) ist in der vorlesungsfreien Zeit so beschäftigt wie nie zuvor. Nicht mit Prüfungsvorbereitungen oder Praktika, sondern mit ihrem großen Hobby. Dem Hockey opfert die Torhüterin des Berliner HC ihre gesamte Freizeit.
Gerade jetzt, da im Rahmen der WM-Vorbereitung vier Wochen hintereinander jeweils dienstags bis donnerstags ein Stützpunkt-Training des Nationalteams in Köln auf dem Programm steht. «Ich möchte Ende November in Australien unbedingt dabei sein», sagt Louisa Walter. «Dafür nehme ich die Strapazen gern in Kauf.»
Gemeinsam mit ihren Vereinskolleginnen Badri Latif, Natascha Keller, Britta von Livonius und der erstmals zu den Übungseinheiten des A-Kaders eingeladenen Juniorin Janina Totzke kehrte die 24-Jährige am Donnerstag aus dem Rheinland zurück. Die Verschnaufpause ist kurz. Schon heute (15 Uhr, Wilskistr.) geht es für den BHC im Derby gegen den Tabellenvorletzten TuS Lichterfelde um die ersten Bundesliga-Punkte nach der zweimonatigen Sommerpause. Morgen (10.30 Uhr, Ernst-Reuter-Sportfeld) folgt das Nachbarschaftsduell mit Schlusslicht Zehlendorf 88.
Gewinnt der letztjährige Vize-Meister beide Partien, wäre ihm zumindest Platz zwei in der Süd-Staffel und damit das Heimrecht im Viertelfinale bereits sicher. «Wir wollen diesmal den Titel holen», macht Torfrau Walter aus den Ambitionen kein Hehl. «Unsere jungen Spielerinnen sind nach dem knappen Scheitern in der vergangenen Saison besonders heiß darauf.»
Louisa Walter spielt schon seit fast zehn Jahren in den DHB-Auswahl-Mannschaften. Doch die Teilnahme an der WM vom 24. November bis zum 8. Dezember im australischen Perth wäre der Höhepunkt ihrer Karriere. Die Nominierung der vor drei Jahren von Schwarz-Weiß Köln an die Spree gewechselten («eine goldrichtige Entscheidung») Nationalspielerin, übrigens Lebensgefährtin von Olympiasieger Andreas Keller, gilt nur noch als reine Formsache. Walter und die international erfahrenere Birgit Beyer (Köln) sind im Tor erste Wahl, die Berlinerin sogar die designierte Nummer eins im deutschen Tor. «Wir haben vielleicht die etwas leichtere WM-Gruppe erwischt», sagt sie, «aber auch gegen Teams wie Argentinien, China oder Südkorea wird es schwer, das Halbfinale zu erreichen.»
Das Wintersemester kann die Hockey-Enthusiastin bereits abhaken. In zwei Jahren aber soll das Studium den Vorrang vor dem zeitaufwendigen Hobby bekommen. «Olympia 2004 in Athen möchte ich noch mitmachen, das ist mein größtes Ziel im Sport», sagt Walter. «Danach ist wahrscheinlich Schluss mit der Nationalmannschaft.»