Henrik Rödl: Teamgeist zeigt sich erst, wenn es nicht so gut läuft

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Dietmar Wenck

Henrik Rödl (33) ist seit 1987 deutscher Basketball-Nationalspieler - und auch jetzt bei der WM in Indianapolis noch dabei. Er wurde 1993 mit der University of North Carolina College-Meister, im selben Jahr Europameister und gewann mit seinem Verein Alba Berlin 1995 den europäischen Korac-Cup sowie insgesamt sechsmal die deutsche Meisterschaft. Die Berliner Morgenpost sprach mit ihm.

Herr Rödl, Sie sind mit Abstand der Älteste im deutschen Team und Sie haben schon fast alles gewonnen. Was reizt Sie noch an der Nationalmannschaft?

Henrik Rödl: Für jeden Sportler ist eine WM-Teilnahme ein Privileg. Ich habe nicht mehr so viele Möglichkeiten, das zu erleben.

Sie sind seit 15 Jahren Nationalspieler. Wie ordnen Sie die jetzige deutsche Mannschaft ein?

Ich denke, dass wir 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona mit Detlef Schrempf an der Spitze eine ähnliche Hierarchie hatten. Der Unterschied ist, dass wir diesmal sogar 14 Spieler hätten mitnehmen können. Dazu kommt, dass in früheren Zeiten fast immer jemand gefehlt hat. Und zwar nicht unbedingt wegen Verletzungen. Jetzt dagegen wollen alle dabei sein.

Wie ist das zu erklären?

Sicher hat das Auftreten der Mannschaft in der Türkei viel Bewegung ins Nationalteam gebracht. Auch diejenigen, die nicht bei der EM waren, haben die Leistungen dort beeindruckt. Die Konkurrenz in Deutschland ist sehr groß im Moment. Da will auch jeder zeigen, dass er dazugehört.

Die Bundestrainer in Ihrer Zeit hießen Pesic, Bauermann, Lucic und nun Dettmann. Was macht Dettmann anders, was besser?

Was er besser macht, muss sich bei der WM zeigen, das wird am Erfolg gemessen. Aber dass alle spielen wollen, muss wohl auch auf die Atmosphäre zurückgeführt werden, die der aktuelle Coach kreiert. Unter Svetislav Pesic war das 1992 und 1993 ähnlich. In den darauffolgenden Jahren war das nicht immer so.

Ist der Teamgeist momentan wirklich so gut, wie er immer beschrieben wird?

Es ist nicht schwer, einen guten Teamgeist zu haben, wenn man gewinnt. Aber wirklicher Teamgeist zeigt sich erst dann, wenn es nicht so gut läuft. Wie in der Türkei, dort wurden viele Spiele auch nach hohen Rückständen gewonnen.