Der Strafraum ist die Problemzone

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Ralf Köttker

Eigentlich kann sich Bundesligist Hertha BSC am Sonntag bei Holstein Kiel nur blamieren. Eine Niederlage in der ersten DFB-Pokal-Runde beim Regionalliga-Schlusslicht, und Fußball-Deutschland klopft sich schadenfroh auf die Schenkel. Der Pflichtsieg wäre die Normalität, dabei könnte ein Erfolgserlebnis mehr als nur den Einzug in die nächste Runde bringen.

Nach drei Unentschieden zum Ligaauftakt braucht Hertha endlich einen deutlichen Sieg. Bisher traf der Tabellen-Neunte nur dreimal. Dabei fällt auf, dass lediglich der erste Treffer beim 2:2 in Dortmund von einem Offensivvertreter erzielt wurde. Goor hatte nach 53 Sekunden getroffen und auf eine stürmische Saison hoffen lassen. Danach waren es aber nur noch Mittelfeldspieler Neuendorf und Verteidiger Friedrich, die jubeln konnten.

Während in den zurückliegenden Jahren meistens die wackelige Abwehr als Problemzone ausgemacht wurde, stimmt bisher der Angriff nachdenklich. «Es fehlt nur der letzte Pass», beruhigt Manager Dieter Hoeneß. Aber es fehlt gegenwärtig noch an anderen Dingen.

Beispiel Alex Alves. In der Vorbereitung präsentierte er sich in starker Frühform. Der 27-Jährige versprach seine beste Saison («Ich mache mindestens zehn Tore»). Tatsächlich hat er bisher noch null Tore, musste mit einer Zerrung gegen Schalke 04 ausgewechselt werden und laboriert derzeit an einem Magenvirus. Wieder einmal scheint sich der Wunsch nach einer konstanten Saison nicht zu erfüllen.

Der Brasilianer wird in Kiel nicht im Aufgebot stehen, während sein Landsmann Luizao jeden Einsatz dringend nötig hat, um Spielpraxis zu sammeln. Mit Trainingsrückstand nach dem WM-Gewinn angereist, steht bisher lediglich ein Kurzeinsatz gegen Stuttgart zu Buche. Luizao braucht Zeit, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Und er braucht so schnell wie möglich Tore, um seine Form und seinen Platz zu finden.

Wie wichtig in der gegenwärtigen Situation immer noch Michael Preetz ist, zeigt ein Blick auf den Kader. Mit einem kranken Alves und einem noch nicht integrierten Luizao ist der mittlerweile 35-Jährige die einzige Sturmalternative. Hinter dem Kapitän steht nur noch der jugendliche Joel Tchami. Dass auch der Verein die Situation kennt, zeigt die überraschende Verpflichtung von Rafael Nando. Der 18-jährige, in Angola geborene Angreifer kommt aus der Schule von Ajax Amsterdam und bekam auf Vermittlung von Spielerberater Sören Lerby nach vier Verhandlungstagen einen Vierjahres-Vertrag.

Für Hertha gehört Nando vorerst in die Kategorie «perspektivische Verpflichtung» (Hoeneß). Ob es funktioniert, bleibt abzuwarten. Der stürmende, 20-jährige «Perspektiv-Kauf» Trond Ludvigsen wurde gerade nach sechs erfolglosen Monaten in Berlin an Trondheim Rosenborg ausgeliehen.