Europacup light

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Sebastian Schlichting

Rainer Behnisch hatte die Hoffnung fast aufgegeben. Er wollte den dänischen Weltklasse-Spieler Jens Eriksen nach Berlin lotsen - bis dieser am Telefon seine finanziellen Vorstellungen mitteilte. Doch beim nächsten Gespräch sagte Eriksen, Behnisch solle eine Summe nennen. «Die lag weit unter seiner», berichtet der Manager, der über Eriksens «okay» immer noch genauso erfreut wie überrascht ist.

Zwar scheint Eriksen kein Meister im Pokern zu sein, dafür ist er aktueller Doppel-Europameister und Nummer eins der Doppel-Weltrangliste. Ein Punktegarant für Badminton-Bundesligist BC Eintracht Südring. Für den von morgen bis Sonntag im Horst-Korber-Sportzentrum stattfindenden 25. Europapokal der Landesmeister hilft dies den Berlinern allerdings wenig. Das merkwürdige Reglement der Europäischen Badminton Union schreibt vor, dass ausländische Zugänge nicht eingesetzt werden dürfen. «Kriegst du die alten Spieler nicht mehr zusammen, hast du Pech», kritisiert Behnisch.

Der Manager musste einmal mehr Überzeugungsarbeit leisten. Die Schwedin Margit Borg wollte schon zwei Mal aufhören. Jetzt wird sie beim Europacup letztmals für den mit einer Wildcard antretenden Ausrichter Südring aufschlagen. Gleiches gilt für Mikael Rosén, der aber vermutlich nur ein Spiel bestreitet.

«Wir treten leider nicht mit unserer Topbesetzung an», sagt Behnisch und meint damit nicht nur Eriksen und die ebenfalls neu verpflichteten Niederländerinnen Karina de Wit und Lotte Jonathans. Der Schwede Peter Axelsson fehlt aus beruflichen Gründen beim morgigen Auftaktspiel, Landsmann Henrik Andersson ist bei einem hochdotierten Turnier in Indonesien aktiv. Wegen dieser Veranstaltung fehlen vielen Teams die stärksten Spieler. Der Deutsche Meister Bayer Uerdingen hat es daher aus Kostengründen abgelehnt, die zweite Mannschaft nach Berlin zu schicken. Nach weiteren Absagen kommt der Bundesliga-Sechste TuS Wiebelskirchen.

Südring muss ausgerechnet beim Highlight in der eigenen Stadt improvisieren und spekulieren: Die ersten beiden Gegner, Sandefjord BK (Norwegen) und TBR Reykjavik, sollten keine Hürde darstellen. Das Gruppenendspiel findet wohl gegen Lokomotiv Rekord (Russland) statt. Ob dann der bestmögliche Kader beisammen ist, steht in den Sternen. Andersson würde bei einem frühen Ausscheiden in Asien zwar einfliegen, der Ukrainer Vladislav Druzhchenko hat bisher jedoch kein Visum.

Aber die Entscheidung fällt immer noch rechts und links des 1,55 m hohen Netzes. «Die Russen sind bei den Frauen sehr stark besetzt. Da muss das Team über sich hinauswachsen», fordert der Manager. «Es wäre keine Überraschung, wenn wir in unserer Gruppe nur Zweiter werden.» Die sportliche Enttäuschung wäre die eine Sache, das darunter leidende Zuschauerinteresse die andere. Insgesamt hofft Behnisch auf 5000 Zuschauer und den Einzug ins Viertelfinale.

Zwei Drittel der bislang 24 Europapokal-Wettbewerbe gewannen dänische Teams. Kastrup Magleby siegte seit 1998 drei Mal, 1999 triumphierte Südring. Bei der diesjährigen Auflage muss auch das Team aus Kopenhagen auf einige Leistungsträger verzichten. Trotzdem gehört es wie Fyrisfjädern (Schweden) zu den Favoriten. Nicht zu unterschätzen sind die Niederländer von BC Amersfoort, die mit Europameisterin Yao Jie antreten.