Ottke: Michalczewski schafft das nicht

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Andreas Lorenz

Was macht ein Profiboxer 36 Stunden nach einer erfolgreichen Titelverteidigung? Er schlägt nicht zu, sondern ab. Gestern Nachmittag war Sven Ottke, nach dem K.o.-Sieg über den Kanadier Joe Gatti weiter ungeschlagener Supermittelgewichts-Titelträger des Weltverbandes IBF, auf dem Golfplatz. Im Morgenpost-Interview schätzt er die Chance auf einen deutschen Mega-Kampf gegen WBO-Halbschwergewichts-Champion Dariusz Michalczewski als eher gering ein.

Herr Ottke, feilen Sie schon an der Taktik für den Michalczewski-Kampf?

Sven Ottke: Da habe ich Besseres zu tun. Ich glaube nicht, dass das etwas wird.

Warum?

Ich habe Michalczewskis Antwort auf das Zwei-Millionen-Euro-Angebot meines Managers Wilfried Sauerland gestern gehört. Wer vier Millionen fordert, der will gar nicht boxen.

Aber Sie wollen?

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, warum nicht? Vom Sportlichen her mache ich mir keine großen Gedanken.

Sie bestehen darauf, dass das Einwiegen erst am Kampftag stattfindet?

Natürlich. Das ist die absolute Voraussetzung. Mein Supermittelgewicht geht bis 76,2 Kilo, das Halbschwer, in dem Michalczewski boxt, bis 79,4. Und während ich mein Gewicht problemlos schaffe, kocht er für jeden Kampf kräftig ab. Am Kampftag schafft er das nicht. Aber, wenn ich schon ins Halbschwer gehe, dann kann ich nicht gegen jemand boxen, der mehr als einen Tag Gewicht aufbauen darf, um dann als eigentlicher Schwergewichtler in den Ring zu kommen.

Wie würden sich die Gewichte Ihrer Schätzung nach verhalten, wenn tags zuvor gewogen wird?

Ich komme sicher mit knapp unter 80 Kilo in den Ring, Dariusz mit mindestens 87. Das ist kein Boxkampf mehr. Da nützt alle boxerische Klasse nichts mehr.

Erklären Sie das bitte ein bisschen mehr.

Boxen ist dann fair, wenn die Physis zweier Kämpfer vergleichbar ist. Sieben oder acht Kilo mehr - da kann er mich durch den Ring schieben, von der dann automatisch unterschiedlichen Wucht der Schläge muss man gar nicht mal reden.

Und die Gage von zwei Millionen verleitet Sie nicht zu Zugeständnissen?

Ich habe meine Schäfchen längst im Trockenen. Ich muss nicht mehr Zocken.