Der 264-Millionen-Dollar-Mann

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A. J. Butz

Draußen vor der Stadt entsteht Münchens neues Fußball-Stadion. 270 Millionen Euro soll die Allianz-Arena kosten. 270 Millionen Euro - eine für den normalen Verstand ungreifbare Summe.

Wer will schon eine Million Übernachtungen im preiswertesten Zimmer des Hotel Adlon am Brandenburger Tor? Oder je 1000 Ferrari 360 Spider und Mercedes SL 55 AMG mit zusammen 1000-mal 876 PS?

Für den US-amerikanischen Jockey Pat Day ist der Berg von Geld allerdings lediglich die Beschreibung seiner Karriere. Nach einem Sieg auf dem Galopp-Rennkurs von Saratoga Springs stellte der 48-Jährige, der 1973 sein erstes Rennen gewann, einen neuen Weltrekord für Karriere-Preisgeld auf. Im Sattel des nur als zweiten Favoriten gewetteten siebenjährigen Wallachs «With Anticipation» gewann er ein Gruppe-1-Rennen und heimste vor 33 342 Zuschauern 300 000 Dollar Prämie ein. Den alten Preisgeld-Rekord hatte Days Landsmann Chris McCarron gehalten - mit auch nicht gerade schäbigen 264 351 697.

Michael Schumacher mit seinen 50 Millionen Euro pro Jahr hin, Dirk Nowitzki mit seinen 79 Millionen Euro für einen Sechs-Jahres-Vertrag bis 2008 her, arme Schlucker wie Oliver Kahn mit seinen 4,9 Millionen Euro pro Jahr glatt vergessen - Days Inkasso ist eine riesengroße Nummer. Immerhin brauchte der Jockey 8292 Siege dazu. Umgerechnet sind das acht Siege für je zehn Tage seiner nun 29 Jahre währenden Karriere. Mit den 8292 Triumphen rangiert Day, der als Rodeoreiter begann und erst auf das Anraten von Freunden auf die Galoppbahn wechselte, auf Platz drei der ewigen Rangliste hinter Laffit Pincay junior (9400 Erfolge) und Bill Shoemaker (8833).

Die Fans in Saratoga Springs feierten den Mega-Millionen-Mann mit minutenlangen Ovationen. Eine Blumengirlande für das Pferd, ein übergroßer Siegerscheck für den Reiter, eine extra organisierte Pressekonferenz - Schlagzeilen und Berichte in allen US-Medien.

Days Kommentare waren dann viel weniger spektakulär als das Erreichte: «Es war doch klar, dass der Rekord fallen würde. Ich bin eben lange genug dabei gewesen. Das Besondere ist, dass es in einem derart gut dotierten Rennen passiert ist, an einem großen Renntag mit einer vollen Tribüne.» Gutes Timing zeichnet Jockeys aus.

Für Pat Day war es trotzdem nur ein ganz normaler Tag im Job. Unmittelbar nach dem historischen Ereignis reichte es gerade noch zu einem Spurt unter die Dusche und einer eiligen Fahrt zum Flughafen. Das nächste Engagement, diesmal in West Virginia, wartete noch am gleichen Tag. Pat Day kam nicht als Sieger ins Ziel - aber eine Handvoll Dollar nahm er wieder mit.

Schließlich hat er in diesem Jahr noch nicht sein Minimalziel erreicht - zehn Millionen Dollar hereingaloppiertes Preisgeld pro Saison.