Die EM in München soll der deutschen Leichtathletik Rückenwind für die WM 2003 und Olympia 2004 geben. Clemens Prokop, Präsident Deutscher Leichtathletik-Verband, zog im Interview ein WM-Fazit.
Wie gut hat München der deutschen Leichtathletik getan?
Die EM war eine unglaubliche Werbung für die Attraktivität der Leichtathletik. Die großen Emotionen und das fantastische Publikum haben bewiesen, welch riesiges Potenzial in der Sportart steckt. Bei aller Freude löst diese glanzvolle EM nicht unsere Probleme. Aber sie gibt uns Mut, diese anzugehen.
Wo liegen nach Ihrer Meinung jetzt die Hauptaufgaben?
Es gibt zwei Kernfragen. Erstens: Wie attraktiv präsentieren wir unsere Veranstaltungen? Da haben wir mit einer Emotionalisierung durch Musik und Innenraum-Moderation einen Schritt nach vorne gemacht. Zweitens: Wie schaffen wir es, unsere Talente nach Erfolgen im Jugendalter nicht zu verlieren, weil sie der beruflichen Entwicklung Vorrang einräumen? Dazu müssen wir verstärkt in individuelle Förderungen einsteigen.
Das kostet viel Geld . . .
Während der EM ist eine Reihe potenzieller Sponsoren an uns herangetreten, die sich von der großartigen Atmosphäre vor Ort überzeugt haben und sich nicht zuletzt auf Grund der hervorragenden Einschaltquoten engagieren wollen.
Nach der EM ist vor der WM 2003. Mit welchen Maßnahmen wollen sie den Erfolg konservieren oder sogar ausbauen?
Ich denke an eine Änderung der Spitzensportförderung dahingehend, dass wir uns strikt auf die Leistungsträger konzentrieren. Das kann durchaus bedeuten, dass die Zahl der bisher rund 700 Kaderathleten sich verringert.
Dafür werden Sie kaum einhellige Zustimmung ernten.
Jede Reform löst Widerstand aus. Aber wir müssen in vielen Bereichen zu einer Verschlankung kommen, um effektiver zu werden. Zum Beispiel ist es auch mein Ziel, Landesverbände zusammenzulegen.
Es war vom Wettstreit mit dem Schwimmen die Rede, das durch die Erfolge bei der EM in Berlin im Blickpunkt stand.
Der Vergleich passt nicht. Den Fußball ausgeklammert, spielen wir in einer anderen Liga. Und was die Erfolge angeht: Auch wir haben die Erwartungen übererfüllt. sid