Die stille Heimkehr von Kapitän Jan Ullrich hat dem Telekom-Express Flügel verliehen und bei der Regio-Tour zurück in die Erfolgsspur verholfen. Sechs Jahre nach dem Gesamtsieg des Merdingers bei der Etappenfahrt durchs südbadische «Ullrich-Land» fuhr Andreas Klöden bärenstark, wurde hinter dem Franzosen Laurent Brochard (Jean Delatour) Gesamtzweiter.
Während Telekom-Oldie Udo Bölts an seinen 36. Geburtstag die zweite Triumphfahrt von Frankreichs «Berg-König» Laurent Jalabert beim Weltcuprennen «Clasica San Sebastian» nicht stoppen konnte und 41 Sekunden hinter Jalabert 18. wurde, schraubte Erik Zabel in der heimischen Provinz mit seinen Kriteriums-Siegen in Kassel und Dortmund - hier bezwang der «Sprint-König» Dauerkonkurrent Robbie McEwen - seine Saison-Erfolgsziffer auf 17 und lockte die Zuschauermassen auf die Straße.
Dagegen scheint Judith Arndts Traum vom Gesamtsieg der Tour de France geplatzt. Fünf Jahre nach Ullrichs Krönung in Paris verlor die Straßenmeisterin in den Alpen das Gelbe Trikot. Die Leipzigerin kam in Courchevel nach 163 km mit 6:24 Minuten Rückstand auf Rang sechs ins Ziel. Gestern gewann die Russin Walentina Polchanow die achte Etrappe in Vaujany (113 km), Gesamterste blieb ihre Landsfrau Sinaida Stachurskaja
Im Mittelpunkt des Interesses stand allerdings die Rückkehr von Ullrich, obwohl das Ende der 35 Tage dauernden «Flucht» in den USA unspektakulär verlief. Das Team Telekom und Ullrichs Manager Wolfgang Strohband bestätigten, dass der wegen Amphetamin-Dopings für sechs Monate gesperrte Olympiasieger in der Heimat seine Knieverletzung auskurieren will.
«Im Moment ist nur eine Sache wichtig: Jans Knie muss wieder in Ordnung kommen, alles andere wird sich mit der Zeit ergeben», sagte Strohband über seinen Schützling, mit dem sich Telekom-Manager Walter Godefroot «zusammensetzen will». «Jan kann ohnehin vorerst keine Rennen bestreiten, insofern haben wir mit Blick auf Verhandlungen keine Eile», sagte Telekom-Sportdirektor Rudy Pevenage. sid