Prämien gestrichen - VfB-Kicker frustriert

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Georg Nolte

Den Kapitän des VfB Stuttgart ereilte gestern ein Schicksalsschlag. Zvonimir Soldo erfuhr, dass seine Schwiegermutter verstorben ist, und reiste umgehend in die kroatische Heimat. Der Mittelfeldspieler fehlt somit morgen beim Halbfinal-Rückspiel im UI-Cup (17 Uhr, DSF live) bei Slaven Belupo in Kroatien. Und er hat vorerst auch keinen Kopf mehr für die aktuellen Probleme in seinem Verein.

Erst am Wochenende hatte der 34-Jährige für Unruhe gesorgt. Hintergrund ist die Entscheidung von Manager Rolf Rüssmann, den VfB-Profis künftig keine Siegprämien mehr auszuzahlen. «Es stört mich gewaltig, dass man jetzt so tut, als würden wir immer nur Geld kosten und nichts einspielen», sagte Soldo, «jetzt sind es wieder wir Spieler, die Schuld daran sein sollen, dass es dem Verein schlecht geht.» Auch die Klubführung, so der Kroate, müsse Ergebnisse vorweisen. «Nur hat man dort eben keine Spiele mit Resultat, sondern einen Etat, eine Bilanz.» Deutliche Worte in Richtung von Rüssmann, der Schwierigkeiten hat, Sponsoren aufzutreiben.

Unterstützung erhält Soldo nun von Torhüter Timo Hildebrand. «Wir haben im vergangenen Jahr einen guten Charakter bewiesen und eine tolle Saison hingelegt. Aber seit anderthalb Jahren geht es dem Verein schlecht, und jetzt müssen wir wieder alles ausbaden», sagte Hildebrand: «Das kann nicht sein.» Im Vorjahr hatte es noch 3000 Euro pro Sieg gegeben.

Doch den Klub drücken rund 20 Millionen Euro Verbindlichkeiten, und auf Grund der durch die Kirch-Krise bedingten geringeren TV-Einnahmen müssen laut Rolf Rüssmann 5,5 Millionen Euro eingespart werden. «Ich habe leider keine andere Wahl», so der Manager. Sein Job sei es, «dem Verein zu helfen. Ich muss mich ja nicht beliebt machen.»

Beliebt ist Rüssmann momentan wahrlich nicht, die Stimmung ist eindeutig: Die Mannschaft bildet eine geschlossene Front gegen den Manager. Bei den jungen Spielern ist der Unmut besonders groß.

Schließlich haben die meisten Jungstars stark leistungsbezogene Verträge unterschrieben. Der 23 Jahre alte Hildebrand sagt: «Für Profis sind die Prämien ein besonderer Anreiz. Gerade wir jüngeren Spieler spüren das erheblich.»

Vielleicht hat die Sache auch ihre gute Seite: In den vergangenen Tagen war zu erkennen, dass sich die Spieler und Coach Felix Magath durch die Prämiendiskussion als verschworene Gemeinschaft präsentierte. Schließlich hatte sich auch der Trainer auf die Seite der Mannschaft geschlagen.

«Ich halte die Aktion für unglücklich. Gute Leistungen müssen belohnt werden», sagte er. Nun fürchtet er negative Auswirkungen auf die Leistung: «Wenn es schwelt und schwelt, kann es sein, dass es irgendwann durchschlägt.»

Schwer genug wird es ohnehin, das Programm hat es in sich: Die ersten Gegner des kriselnden VfB Stuttgart in der Bundesliga-Saison 2002/2003 heißen 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC, dann geht es gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund und DFB-Pokalsieger Schalke 04.

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