Null-Euro-Traber als Mitfavorit

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Wolfgang Jost

Der ganz große Favorit für das 107. Deutsche Derby morgen auf der Trabrennbahn Mariendorf ist zweifelsfrei Pablo As. Mit dem besten dreijährigen Hengst, der in diesem Jahr in Deutschland zu kriegen war, und Fahrer Thomas Panschow will sich Besitzerin Marion Jauß, die fünfmalige Amateurmeisterin und erfolgreiche Züchterin aus Berlin, nun ihren Derby-Traum erfüllen. Bei der Generalprobe, der «Brinkhoff's No. 1»-Trophäe in Recklinghausen vor knapp zwei Wochen, hatte dem siegreichen Jahrgangs-Primus allerdings ein Traber einen Kampf auf Biegen und Brechen geliefert, den keiner auf der Rechnung hatte: Mack November, dreijähriger, dunkelbrauner Hengst aus dem Stall November von Theresa und Michael Schroer. Die Gewinnsumme des von Roland Hülskath gesteuerten Pferdes in diesem Jahr: Null Euro in drei Rennen.

«Es ist phantastisch, wie leicht er läuft. Er ist ein richtiger Athlet. Er kann jedes Pferd schlagen», schwärmt Michael Schroer. Wenn, Mack November nicht «noch zu unerfahren wäre», wie Michael Schroer sagt, oder ihm nicht noch «die allerletzte Härte» fehlen würde, «um seine bärenstarken Speedangriffe auch durchzustehen», wie es Fahrer Roland Hülskath formuliert. Auf der Bahn in Recklinghausen stockte den Zuschauern am 21. Juli der Atem, als Mack November nach dem Schlussbogen aus fünfter Position angriff und an den späteren Sieger Pablo As heranflog. «Sogar in Zeitlupe sah's irrsinnig schnell aus», sagt Michael Schroer.

Der Haken: Kurz vor Erreichen der Ziellinie galoppierte «Mack Attack», wie er von Insidern genannt wird. Das passierte ihm auch beim Saisonauftakt im «NRZ-Grand-Prix» in Recklinghausen, und beim «Buchmacher-Ries-Rennen» in Gelsenkirchen versuchte er sich beim Start im Galoppsprung. Folge: Dreimal disqualifiziert, null Euro.

Michael Schroer, der den Galopper wider Willen auf seinem Gestüt in Ottmarsbocholt gezogen hat, ficht das nicht an. Er weiß, dass die Gene seines Hoffnungsträgers stimmen: Mack Novembers Mutter Mack's Sister ist eine Halbschwester von Mack Lobell, dem weltbesten Traber und US-Derby-Sieger Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre. Außerdem wurde der Stall November in den vergangenen zehn Jahren acht Mal zum erfolgreichsten (sprich: gewinnträchtigsten) im Lande gekürt. In dieser Zeit kamen auch drei Derby-Sieger aus dem Besitzstand der Schroers, die 2001 zu Deutschlands erfolgreichsten Traber-Besitzern des vergangenen Jahrtausends gewählt wurden.

Wenn es Trainer Gerd Holtermann und Fahrer Roland Hülskath gelingen sollte, Mack November auf Trab zu bringen (und besser nicht auf die Sprünge zu helfen), könnte der «Geheimfavorit» (Schroer) seinem Besitzer Ehre machen, der seinen Beruf wie folgt beschreibt: «Ich produziere Geld.» Die «Eurocoins»-Gruppe, der Michael Schroer vorsteht, prägt das meiste Münzgeld weltweit und hat einen Umsatz von einer Milliarde Euro. Dagegen ist die Gewinnsumme null in der Tat etwas mickrig.