Grell leuchtete das gelbe Leibchen über dem Trainingsanzug von Michael Preetz, als der Hertha-Kapitän auf dem eigens für die Siegerehrung aufgebauten Podest des Bochumer Ruhrstadions die kleine Schale für den Ligapokalsieger entgegen nahm. Auswechselspieler tragen diese farbigen Zusatzshirts, um bei den Aufwärmübungen hinter dem Tor für den Schiedsrichter deutlich erkennbar zu sein. Preetz schmeckte diese Rolle sichtbar wenig. Freude über die Titelverteidigung des Ligapokals wollte bei dem 34-jährigen Angreifer wohl auch deshalb nicht aufkommen. Zumal er selbst sagte: «Es wäre gegangen.»
Eine Muskelverhärtung im Oberschenkel hatte ihn am Tag vor dem Halbfinale am Dienstag gegen Borussia Dortmund behindert. Auch da drückte er 90 Minuten die Bank, hätte nach eigener Auskunft aber ebenfalls bereits spielen können. Gegen Schalke sprach eigentlich nichts mehr gegen seine Aufstellung, außer die taktischen Vorstellungen von Trainer Huub Stevens. Mit Konterfußball wollte der seinen ehemaligen Klub FC Schalke 04 besiegen, weshalb nur für eine echte Sturmspitze Platz war. «Wir haben vorne heute mit Alex Alves gespielt», erklärte Stevens lapidar, schob aber hinterher: «Für den Michael war das Risiko einer weiteren Muskelverletzung zu groß.» Klang wie eine Ausrede, die aber gar nicht nötig gewesen wäre, denn der Erfolg der Mannschaft gibt dem Trainer recht. Das Spiel mit zwei offensiven Außenspielern im Mittelfeld und einer echten Sturmspitze funktionierte bestens. Auch wenn diese Spielweise Michael Preetz nicht liegt, ist er keinesfalls abgeschrieben, wie auch Manager Dieter Hoeneß betont: «Wir haben auch in der vergangenen Spielzeit mit Alves und Preetz erfolgreich gespielt.» Stimmt. Vor allem dann, wenn es drum ging, sich im gegnerischen Strafraum festzusetzen. Flanken verwerten ist Preetz Stärke. Fünf Mal gelang ihm das in der Vorsaison, damit hält er den Topwert in der Bundesligasaison 2001/2002. Zwölf Tore und sieben Vorlagen sprechen sowieso für sich. Preetz' Zeit wird also kommen, aber auch ein weiteres Problem: Luizao. Auch der fühlt sich im Sturmzentrum am wohlsten. «Die Leistung wird entscheiden, wer spielt. Ich gebe alles, um dabei zu sein», sagt Preetz zu seiner Situation. Heute beim Blitzturnier in Genua gegen Sampdoria Genua und Inter Mailand (jeweils 45 Minuten) wird er garantiert auflaufen.