Im Moment sieht es in den Gedanken von Ike Landvoigt und Detlef Kirchhoff ziemlich trübe aus. Beide hätten beim Weltcup-Finale der Ruderer in München gern gezeigt, dass sie zur internationalen Spitzenklasse im Zweier ohne Steuermann gehören. Das Boot der Recken vom Berliner RC lag schon auf dem Hänger, als sie die Nachricht ereilte, dass der Deutsche Ruderverband (DRV) ihnen den Start in München verwehrt.
Als Grund dafür diente dem DRV die Ankündigung Landvoigts, dass er nicht an der Weltmeisterschaft im spanischen Sevilla vom 15. bis 22. September teilnehmen könne, da er zu dieser Zeit Prüfungen an der Universität zu absolvieren habe. Bereits am Freitag vergangener Woche hatte der Jura-Student den Verband darüber informiert. Die Entscheidung, das Berliner Duo vom Start zurückzuziehen, wurde allerdings erst am Dienstag getroffen und den Athleten über Dritte mitgeteilt. «Das ist keine Art und Weise, wie man mit uns umgeht», beschwert sich der 28-Jährige.
Das Verhältnis der beiden zur Verbandsspitze ist schon seit längerer Zeit angespannt. Sie zählen zu den Älteren unter den Top-Ruderern, Kirchhoff ist 34, und passen dem DRV nicht ins Konzept, das auf Olympia 2004 ausgelegt ist. Eigentlich bildet eine mögliche Finalteilnahme bei der WM die Grundlage für die Nominierung der Sportler. Mit ihrem zweiten Platz in Hazewinkel und dem sechsten in Luzern bei den vorangegangenen Weltcups haben Kirchhoff/Landvoigt dieses Potenzial nachgewiesen. Doch während andere Crews schon längst für die WM nominiert wurden, ließ der Verband sie weiter zappeln. Obwohl sie die amtierenden deutschen Meister sind.
Allein «diese Vorgehensweise ist schon fragwürdig», sagt Landvoigt. Das Startverbot betrachtet er als «Schikane seitens des Verbandes». Für den DRV waren seine universitären Verpflichtungen ein willkommener Anlass, sich eines nicht wohlgelittenen Teams kurzfristig zu entledigen. Und traurig darüber, dass der WM-Start beider ins Wasser fällt, ist beim Ruderverband sicher auch niemand. «Wir haben nicht den Eindruck, dass man uns irgendwie unterstützt», so Landvoigt, der vor dem ersten Staatsexamen steht.
Die Prüfungen zu verschieben sei nicht möglich gewesen. Sie ausfallen zu lassen und erst ein halbes Jahr später zu wiederholen, stand nicht zur Debatte. «Das Studium geht vor», erklärt der Ruderer. Sein Partner Kirchhoff hat dafür Verständnis. Dennoch wollten beide die Saison mit einem guten Resultat abschließen. Enttäuscht sind sie auch von ihrem Verein. «Der hat sich nicht schützend zwischen uns und den Verband gestellt», beklagt Landvoigt.
Wie es jetzt sportlich mit beiden weitergeht, ist derzeit völlig offen. «Nach der Enttäuschung brauchen wir vier, fünf Wochen Abstand. Dann müssen wir weitersehen», sagt Ike Landvoigt.
Sollten sie weitermachen, dürfte ihnen vom DRV wohl nur wenig Sympathie entgegengebracht werden. Aber damit kennen sie sich aus, «das war in den vergangenen zwei Jahren nicht anders», so der Student. Kirchhoff spricht ironisch von einer «innigen Freundschaft», die beide mit dem DRV verbindet.