Ditte Kotzian und Conny Schmalfuß: Silber und Bronze für das Gold-Duo

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Torge Horn

Im sportlichen Wettstreit Konkurrenten, ansonsten die dicksten Kumpels: Derselbe Konflikt, den tags zuvor die deutschen Rückenspezialisten Thomas Rupprath und Stev Theloke beim Wasserpflügen über 50 m mit sich selbst und jeweils dem anderen austragen mussten, stand bei den europäischen Wasserfestspielen in Berlin gestern bei den Kolleginnen aus der Sprungbranche an. Für eine knappe Stunde wurden aus den Freundinnen Ditte und Conny die Rivalinnen Kotzian und Schmalfuß.

Vor fünf Tagen noch gemeinsam und synchron vom Drei-Meter-Brett die ersten Goldhüpfer des Gastgebers bei der Europameisterschaft, sprangen die beiden Berliner Studentinnen in der Solo-Ausführung zu Silber und Bronze - gleiche Stelle, (fast) gleiche Erfolgswelle.

Ditte Kotzian wurde Zweite und Conny Schmalfuß Dritte. Nur Titelverteidigerin Julia Pachalina (329,94 Punkte) drehte sich noch perfekter durch die 29 Grad warme Luft der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark und lag nach den fünf Durchgängen 10,86 und 34,65 Zähler vor den flotten Sprungflöhen vom Berliner TSC.

Exakt diese Reihenfolge hatte Bundestrainerin Ursula Klinger, von Trainerkollegin und Co-Kommentatorin beim Sportkanal Eurosport Monika Dietrich am Vorabend zu einem Tipp «gezwungen», prognostiziert. Sie bewies damit einen klaren Blick für die Realitäten.

Das war durchaus gewagt, denn die Spitze war zuletzt immer breiter geworden. Vor allem ihre beiden eigenen Schützlinge tauschen oft die Plätze. «Wir sind eben gleich gut. Mal liegt die eine vorn, mal die andere», sagte Kotzian (23), «aber es kam mir nicht darauf an, Conny zu schlagen.» - «Wir wollten Silber und Bronze gewinnen, die Reihenfolge ist egal», bestätigte Schmalfuß (26) auch verbale Synchronität.

Einzig ihr verpatzter fünfter Sprung, ein zweieinhalbfacher Delphin gehechtet, der neueste in ihrem Repertoire, ärgerte Conny Schmalfuß dann doch ein bisschen. «Ich war wahnsinnig aufgeregt und hatte einfach zuviel Respekt», meinte die angehende Juristin, die sonst sogar Goldchancen gehabt hätte.

«Conny hat im letzten Durchgang Julia Pachalina ein Angebot gemacht», formulierte Teamchef Walter Alt diplomatisch. Ein Angebot der besonderen Art hatte Stev Theloke seinem Gegner und Freund «Ruppi» vor dem Wasserduell unterbreitet. Er schlug ein «totes Rennen» vor, doch sein Dauerrivale hatte etwas dagegen und war sieben Hundertstel schneller als der lustige Sachse.

«Klar, darüber haben wir vorher auch schon gesprochen, das wäre das coolste, mal punktgleich zu sein», könnte sich Conny Schmalfuß mit einem Unentschieden mit der Teamgefährtin sehr gut anfreunden, «aber durch das genaue Wertungssystem ist das im Wasserspringen allerdings sehr unwahrscheinlich.»

Aber nicht unmöglich: Bei der Universiade in Peking im vergangenen Jahr erzielte das Erfolgspaar Kotzian/Schmalfuß exakt dieselbe Punktzahl wie ein ukrainisches Konkurrenzduo. «Genau gleich gut zu sein, das wäre für die beiden der glücklichste Moment in ihrem Leben», ist sich auch Trainerin Klinger sicher.