Luizão kommt

| Lesedauer: 4 Minuten
Uwe Bremer

Arne Friedrich aus Bielefeld und Bartosz Karwan aus Warschau - bisher hat Hertha BSC vorsichtig auf dem Spielermarkt agiert. Doch nun hat sich der Fußball-Bundesligist für einen Klassestürmer entschieden. Für vier Jahre wird der brasilianische Torjäger Luizão unter Vertrag genommen.

Bei Hertha BSC hatten sie sich gestern für die Defensive entschieden. «Dazu gibt es momentan keinen Kommentar», musste Pressesprecher Hans-Georg Felder all jenen Fragestellern antworten, die etwas über Luizão wissen wollten. Hatte doch die Berliner Morgenpost vermeldet, dass der WM-Stürmer ein Herthaner wird.

Auch Manager Dieter Hoeneß übte die Kunst des Ausweichens und Fintierens. Der Kreis der Kandidaten sei auf drei Stürmer verkleinert worden. Ja, Luizão sei einer von ihnen. Ja, man stehe im Gespräch. Aber mitnichten, hier wurde die Stimme von Hoeneß leise und sehr fest, sei eine Entscheidung gefallen. Pause.

Rückblende. Der 26-Jährige weilte bereits im März zu Verhandlungen in Berlin. Dem Stürmer gefielen Stadt und Verein, Hertha unterbreitete eine Offerte. Da er aber ablösefrei auf dem Markt war, wollte Luizão seinen Marktwert auch anderweitig testen. Nachdem die Kontakte ein wenig eingeschlafen waren, frischten die Blau-Weißen die Beziehung während der WM wieder auf. Das tat dem Stürmer gut. Eigentlich war er, der als einer der besten Strafraumspieler Südamerikas gerühmt wird, als Alternative für Ronaldo vorgesehen. Schön für Brasilien, dass der Superstar und WM-Torschützenkönig sein Team zum Weltmeister machte. Der Leidtragende war der Mann mit der Nummer 21, der über zwei Kurzeinsätze mit nur 41 Minuten gegen die Türkei in der Vorrunde (2:1) sowie im Halbfinale (1:0) nicht hinauskam.

Seither war Hertha mit dem Angreifer regelmäßig im Gespräch. Zuletzt lagen dem zehnfachen Nationalspieler vier Angebote vor: Eines aus der Türkei, das lehnte Luizãos Frau ab, sie begleite ihren Mann nur nach Italien, Spanien oder Deutschland. Ein Angebot kam von Espanyol Barcelona, dem 14. der Primera Division. Der Serie-A-Aufsteiger Reggina Calcio war dabei. Und eben der Vierte aus der Liga des Vizeweltmeisters.

Auch wenn das Klima für Südeuropa sprach, lagen die Trümpfe der sportlichen Herausforderung, der Perspektive, sowie der Vertragstreue eindeutig auf Seiten des deutschen Uefa-Cup-Teilnehmers.

Das schätzt auch Dieter Hoeneß so ein. Wie er überhaupt zugibt, dass Hertha sehr an einer raschen Entscheidung interessiert sei. Die Transferliste schließt zum 31. August, der Verein möchte aber spätestens zum Saisonstart am 9. August in Dortmund Vollzug melden. «Stimmt nicht», verbessert sich Hoeneß, «eigentlich ist uns jeder Tag früher lieb, an dem wir die Sache erledigt haben.»

Also Herr Hoeneß, Sie gestehen? Nein, auch wenn alles weit gediehen sei, gebe es weder einen Vertrag noch eine endgültige Entscheidung. Es sei doch nichts peinlicher, als etwas zu verkünden und dann am Ende als Blamierter dazustehen.

Ortswechsel. Einige Tausend Kilometer weiter südlich machte sich gestern Mittag ein ARD-Kamerateam auf den Weg. Es traf in Brasilien Luizão und dessen Berater. Der Auftrag läuft für den Sender Freies Berlin: Eine Homestory mit dem neuen Hertha-Star «So lebe ich in meiner Heimat». Natürlich, berichtete ein gut gelaunter Stürmer, komme er zu Hertha BSC. Er freue sich sehr. Auch über den Vertrag, der bis 2006 läuft.

Aber sorry, er habe nicht so viel Zeit. Er müsse sich auf den Weg machen. Er solle Donnerstagvormittag in Deutschland ankommen, da feiere irgendjemand Geburtstag.

P.S. Hertha bittet am Donnerstag um 14 Uhr zum offiziellen Empfang. Mit reichlich Prominenz: Präsidium, Aufsichtrat und so. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ist geladen. Anlass: Das 110-jährige Klubbestehen. Und wen wird der Manager dort wohl als Überraschungsgast willkommen heißen?