Gelb, Grün, 5220 Euro

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Sven Beckedahl

Es sind gerade eher unerfreuliche Zeiten für das Team Telekom und seinen Sponsor. Die Affäre Ullrich auf der einen Seite, einbrechende Börsenkurse auf der anderen. Wie ein warmer Regen war da für alle Beteiligten die Vorstellung von Sprinter Erik Zabel.

Das verflixte Ding wollte nicht passen. Erik Zabel zupfte und zerrte. Aber sein rechter Arm blieb im Gelben Trikot auf Höhe des Ellenbogens stecken. Zum Glück kam ihm die bezaubernde Mademoiselle von Crédit Lyonnais zu Hilfe. Die war zwar nur fürs Küssen und Blumenreichen bei der Siegerehrung zuständig, aber nun half sie dem Telekom-Sprinter ins Hemdchen wie eine Mutter ihrem Kind beim Ankleiden.

Zabel nahm es mit Humor: «So hart es war, das Trikot zu bekommen, so hart war es, hineinzuschlüpfen.»

Danach lief es besser. Eine Minute nach der Zeremonie für den Tour-Führenden erklomm Zabel am Ziel der dritten Etappe am Dienstag erneut die Bühne. Als bester Sprinter durfte er sich auch noch das Grüne Trikot abholen. Als wäre es ein Stück aus seinem Kleiderschrank, schlüpfte Zabel mühelos hinein. «Mit dem Grünen», erkannte er, «geht es eben leichter.»

Der Kapitän des Teams Telekom, der erwartungsgemäß gestern nach dem Mannschafts-Zeitfahren das Gelbe Trikot wieder verlor und jetzt 2:21 Minuten hinter Spitzenreiter Galdeano liegt, sahnte am Dienstag tüchtig ab. Zumindest was die Textilien anbelangte. Die finanzielle Ausbeute seines Arbeitstages war überschaubar. Für Rang zwei auf der Etappe von Metz nach Reims bekam er 4000 Euro. In zwei Sprintwertungen lag er an diesem Tag auf Platz drei, was ihm 610 Euro einbrachte. Vergleichsweise mickrig ist der Lohn für die Übernahme des Gelben Trikots: 305 Euro. Den gleichen Lohn loben die Veranstalter für einen Tag in Grün aus. Unterm Strich hat Zabel an seinem großen Tag 5220 Euro eingefahren - und die wandern in die Teamkasse.

Der Sponsor lässt sich auch nicht lumpen. «Für Etappensiege, Gelbes und Grünes Trikot gibt es von Telekom eine Prämie für die ganze Mannschaft», sagt Team-Sprecher Olaf Ludwig. Über die Höhe dieser Zulage schweigt er sich aus. «Das ist eine interne Angelegenheit.»

Immerhin hat Zabel am Dienstagabend noch Glückwünsche aus der Telekom-Zentrale erhalten - per Telefon natürlich. Das freute ihn offenbar besonders, da er um die Misere des Bonner Konzerns weiß. «Die», sagte der Profi, «haben zurzeit ihre eigene Tour de France zu bestreiten.»

In der Stunde des Erfolges war Zabel aber auch nachdenklich. «Ich musste in diesem Frühjahr einen Preis zahlen für zu viel Selbstbewusstsein, vielleicht sogar Überheblichkeit», gestand er: «Ich habe geglaubt, wenn ich in der Saisonvorbereitung vernünftig trainiere, kommen die Erfolge von ganz allein. Aber das hat nicht geklappt.»

Erst im Mai kam allmählich die Wende zum Guten. «Ich habe mir einige Gedanken gemacht, was falsch läuft, und plötzlich ging es wieder», so Zabel. Zwar fehlt ihm bei seiner neunten Tour-Teilnahme noch der angestrebte Etappensieg, aber Chancen sind besonders in den kommenden Tagen noch mehrfach vorhanden.