Alles war bereits für die große Sause am Abend vorbereitet. Aber die Meisterfeier der Wasserfreunde Spandau ist aufgeschoben. Nach der 2:0-Play-off-Führung in der Finalserie «best of five» hätten die Spandauer Wasserballer im heimischen Forumbad am Olympiastadion alles klar machen können, doch Gegner Waspo Hannover erwies sich als Partybremse. Durch den nie gefährdeten 7:5 (0:0, 3:1, 2:0, 2:4)-Auswärtssieg erzwangen die Außenseiter ein viertes Spiel in Hannover (Freitag, 19 Uhr).
Dabei hätte ein Blick in die Berliner Morgenpost vom 28. Mai 2001 gereicht, um das Unheil vorauszuahnen: «Das Berliner Wasserwerk muss unverhofft in die Verlängerung» war dort am Tag nach dem dritten Finalspiel zu lesen. Vor gut 13 Monaten hieß der Gegner ebenfalls Hannover, der Titelverteidiger hatte die beiden ersten Partien gewonnen, doch dann entschied das Team von Waspo-Coach Bernd Seidensticker überraschend in der Hauptstadt Wasserduell Nummer drei für sich. Jährlich grüßt das Murmeltier . . .
«Jetzt sind sie wieder nervös. Die sind erneut mit der Drucksituation nicht zurecht gekommen», feixte Seidensticker gestern nach dem Spiel. 30 Sekunden vor dem Schlusspfiff begann er, wie Rumpelstilzchen am Beckenrand zu tanzen - hämisch gestikulierend in Richtung Spandauer Bank. «Das hatte mit Nervosität nichts zu tun», wiegelte Peter Röhle, Coach der Wasserfreunde, ab. «Wir waren im Angriff viel zu unbeweglich und konnten uns deshalb gegen die massive Deckung von Hannover nicht durchsetzen», sagte Röhle.
In der Tat war der Sturm des Topfavoriten ein Totalausfall. Ein Törchen hatten die Wasserfreunde in den ersten drei Abschnitten zustande gebracht. Erst durch einen Doppelschlag von Thomas Schertwitis zum 2:6 und 3:6 sieben Minuten vor Spielschluss wachten die phlegmatischen Spandauer auf. Viel zu spät. Außer dem dreifachen Torschützen Schertwitis trafen nur Kapitän Patrick Weissinger und Marko Savic für die Gastgeber.
Beim Gegner zeigte erneut Marc Politze, dass sich die Berliner in der neuen Saison auf ihn freuen dürfen. Hannovers Torjäger war vor den Augen der 600 Zuschauer, darunter Landessportbund-Präsident Peter Hanisch, überragender Akteur im Wasser. Zusammen mit Sören Mackeben, der ebenfalls zu Spandau wechseln will, leitete Politze fast jede Torchance ein. Drei Treffer erzielte er selbst.
Die Wasserfreunde hatten dagegen ihrem Präsidenten wohl nicht richtig zugehört, denn der hatte vor dem Spiel alle gewarnt, die in Gedanken bereits beim Feiern waren. «Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben», sagte Hagen Stamm.
Wenn sich Geschichte allerdings wirklich wiederholt, können sich die Fans sogar noch auf zwei Spiele freuen und die Spandauer schon mal den Schampus für kommenden Sonntag kalt stellen. Denn 2001 hieß der Meister durch ein 9:8 nach Verlängerung im fünften Play-off-Spiel bekanntlich Spandau 04, zum 22. Mal in 23 Jahren. Der Schnapszahl-Titel konnte somit doch noch zu Hause begossen werden. Aufgeschoben ist also nicht aufgehoben.