Nicolas Kiefer ist im Aufschlag-Gewitter von Mark Philippoussis in der dritten Runde von Wimbledon gescheitert, hat aber bei den 116. All England Championships seine fast neunmonatige Formkrise endgültig beendet und den Anschluss an die Weltelite wieder gefunden. Der 24-Jährige aus Hannover bot bei seiner 6:3, 3:6, 4:6, 2:6-Niederlage über weite Strecken eine gute Leistung. Somit ist Rainer Schüttler, der heute in der dritten Runde gegen den Spanier Feliciano Lopez spielt, der einzige verbliebene Deutsche im Turnier.
Vor dem Match hatte sich Kiefer noch mit Alexander Waske eingeschlagen, der sich vor allem dank seines starken Aufschlags durch die Qualifikation bis in die zweite Runde gespielt hatte. So konnte sich «Kiwi» schon mal ungefähr darauf einstellen, was anschließend auf ihn zuflog. Mit bis zu 230 km/h knallte Philippoussis sein Service ins Feld, doch Kiefer war von Anfang an konzentriert und nahm Philippoussis gleich sein Service zur schnellen 2:0-Führung und den ersten Satz ab. «Ich wusste, dass ich gut returnieren und aufschlagen muss, um eine Chance zu haben», sagte der Niedersachse.
Dass es gegen Philippoussis nicht zum Einzug ins Achtelfinale reichte, lag vor allem am Aufschlag seines Gegners, der insgesamt 31 Asse schlug. «Wenn sein Aufschlag kommt, ist er nicht zu stoppen», stellte Boris Becker fest. Zwei Breakbälle im zweiten Satz wehrte Philippoussis mit Assen ab, Kiefer hatte keine Chance. Die kam im dritten Satz, als er beim Stand von 2:1 mit 40:0 gegen Philippoussis' Aufschlag führte und nach Einstand zwei weitere Breakbälle nicht nutzen konnte.
«Kiefer muss sich wahnsinnig ärgern, dass er diese Chance nicht genutzt hat», meinte Becker: «Das war der entscheidende Punkt im Match.» Prompt gab der Hannoveraner anschließend sein Service und damit praktisch den Satz ab. Im vierten Durchgang verlor Kiefer seinen Aufschlag zum 1:3. Anschließend gab sich der Australier keine Blöße mehr, Kiefer wirkte resigniert und wurde in dieser Phase zu Recht von Becker kritisiert: «Er wirkt wie eine müde Katze. Er muss mehr fighten.» Nach 2:18 Stunden nutzte Philippoussis seinen ersten Matchball und feierte damit sein Comeback in der Weltelite.
Dreimal in Folge stand der 24-Jährige zwischen 1998 und 2000 im Wimbledon-Viertelfinale. Anschließend musste er sich dreimal in zwei Jahren am linken Knie operieren lassen. Er kam in diesem Jahr nur per Wildcard ins Turnier - wie zuletzt Vorjahressieger Goran Ivanisevic. sid