Sicherheitsstufe eins für das US-Team

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Eric Dobias

dpa Seoul - «Bitte fahren Sie weiter. Hier dürfen Sie nicht parken!» Die Aufforderung des Polizisten vor dem Trainingsgelände der amerikanischen Fußball-Nationalmannschaft kommt höflich, aber bestimmt. Wenn die US-Boys im Misari-Stadion unweit der Stadtgrenze von Seoul ihre Übungseinheiten absolvieren, herrscht für die südkoreanischen Einsatzkräfte Sicherheitsstufe eins.

Kein anderes Team wird bei der WM so gut bewacht. Vor dem verschlossen Gittertor patrouillieren schwer bewaffnete Polizisten. Rund um die durch meterhohe Zäune geschützte Sportanlage wimmelt es von Polizei-Streifen und am Spielfeldrand überwachen junge Männer mit Maschinenpistolen im Anschlag das Training. «Ich denke, die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen tragen dazu bei, dass sich die Spieler hier wohl fühlen», sagt Trainer Bruce Arena. Auf dem Weg vom Hotel ins Stadion und zurück wird sein Team täglich von einer Polizei-Eskorte begleitet.

Wenn sich das Eingangstor zum «Misari Field» nach der Ankunft des Mannschaftsbusses wieder geschlossen hat, rollen schmächtige Einsatzkräfte eine Panzersperre zum zusätzlichen Schutz davor.

An der Seitenlinie des Fußball-Feldes baut sich derweil ein muskelbepackter Bodyguard in Shorts und T-Shirt auf. Der Knopf im Ohr signalisiert seine Aufgabe: In Korea wird das US-Team rund um die Uhr von einem achtköpfigen Sondereinsatz-Team bewacht, darunter auch Kräfte der CIA und des State Departments. Mit verschränkten Armen steht der Mann bewegungslos da und markiert eine unsichtbare Grenze zwischen den für eine Viertelstunde zum Training zugelassenen Journalisten und den Spielern.

Wer das lockere Aufwärmen der US-Boys live verfolgen möchte, muss sich zuvor einem umfangreichen Check unterziehen. Ohne Leibesvisitation und Taschenkontrolle kommt niemand auf das Stadiongelände. Während der Besucher die hermetisch abgeriegelte Arena mit einem zwiespältigen Gefühl betritt, geben sich die US-Spieler gelassen. «Wir sind das seit Monaten gewöhnt. Es lenkt uns nicht ab», erklärt Mittelfeldakteur Earnie Stewart. Bereits im April hatte Südkoreas Polizeichef Lee Pal Ho einen maximalen Schutz für das US-Team angekündigt. Bei der Ankunft in Seoul vor einer Woche waren 500 Sicherheitskräfte im Einsatz. «Die Koreaner machen einen tollen Job, um unsere Sicherheit zu gewährleisten», meint Abwehrspieler Jeff Agoos. 120 Mann sind zum Schutz der Amerikaner abgestellt, mehr als für jede andere der 32 Mannschaften.

Im Marriott Hotel in Seoul, dem WM-Quartier des US-Teams, sind Bombensuchteams und Spürhunde im Einsatz. Von den fünf Fahrstühlen ist einer ausschließlich für die Teammitglieder reserviert. Die anderen Aufzüge halten nicht in der Etage, wo sich die Zimmer der US-Delegation befinden.

Immerhin können sich die Spieler frei in der Stadt bewegen. «Wegen der Sicherheit sollten sie aber nicht gerade in Stars and Stripes herumlaufen», meint Coach Arena.

Allein in Südkorea sind 420 000 Polizisten im Einsatz. Jagdflugzeuge überwachen den Luftraum über den WM-Stadien und Flugabwehrraketen wurden im Umkreis der Spielorte stationiert.