Irlands Trainer McCarthy hat ein Problem mit der Motivation

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Ralf Köttker

Izumo - Die zurückliegenden Tage haben Spuren hinterlassen. Mick McCarthy sieht müde aus. Angeschlagen wie ein Boxer, der am Vorabend einen Kampf gewonnen hat, dabei aber ein paar Schläge zuviel einstecken musste. In den Momenten, in denen keine Kamera auf ihn gerichtet ist, geht sein Blick oft ins Leere. «Die vergangene Woche hat mir ganz schön zugesetzt», sagt der Trainer der irischen Nationalelf vor dem Auftakt-Spiel morgen in Niikata gegen Kamerun (8.30 Uhr).

Nachdenklich ist der 43-Jährige geworden, seitdem er den Kader in Asien auf die WM vorbereitet. Am 16. April haben ihn 42 000 Fans nach dem Test gegen Nigeria in Dublin (1:2) mit stehenden Ovationen verabschiedet, doch seitdem hat sich viel verändert. Nach den verbalen Tiefschlägen und der Suspendierung von Superstar Roy Keane ist McCarthy hin- und hergerissen zwischen öffentlichem Druck und der eigenen Glaubwürdigkeit. Die WM-Vorbereitung wurde zum Possenspiel und der englische Boulevard verhöhnt den kleinen Nachbarn in großen Lettern als «Bananenrepublik» (Mirror).

Das Thema wird aktuell bleiben. Verliert Irland gegen Kamerun, rufen alle nach Keane. Gewinnt es, wird spekuliert, was mit ihm alles möglich wäre. Eine Situation, die McCarthy zu schaffen macht: «Manchmal stehst du morgens auf und sollst das Team motivieren. Dabei bist du derjenige, der die meiste Motivation braucht.»

Dazu kommt das sportliche Problem, dass ausgerechnet die Keane-Nachfolge nicht zweifelsfrei geregelt ist. Mit Matt Holland (Ipswich Town) und Mark Kinsella von Charlton Athletik soll sich ein Duo die Aufgaben des Mannes teilen, der auf dem Platz meist für zwei gearbeitet hat. Dabei steht der Einsatz von Kinsella auf wackeligen Knien. Der 29-Jährige machte in der zurückliegenden Saison aufgrund einer Knieoperation für seinen Klub nur 18 Spiele und musste in dieser Woche eine Einheit wegen erneuter Beschwerden ausfallen lassen.

Die Partie kommt dem Coach sehr gelegen. «Das grüne Feld mit den weißen Linien ist ein wunderbarer Ort. Hier bist du für 90 Minuten von allem anderen geschützt.»