Paris - Den ersten spanischen Sandplatzwühler hat er auf die Heimreise geschickt. Jetzt folgt Knall auf Fall der «Elchtest» für Tommy Haas: Nach einem souveränen und erfreulich schnellen 6:3, 6:4, 6:4-Sieg gegen Feliciano Lopez muss Haas, der letzte deutsche Mohikaner bei den French Open in Paris, nun in der dritten Runde einen Grand-Slam-Umkipper gegen den unwägbaren Finnen Jarkko Nieminen vermeiden. «Er ist einer der heißesten Spieler, die es im Moment auf der Tour gibt», sagte Haas über den Mann aus dem kühlen, hohen Norden, der für sein südländisches Temperament bekannt ist.
Während Haas, der einzige deutsche Weltklassespieler, mit einem Sieg schon am heutigen Freitag erstmals in fünf French-Open-Jahren seinen Paris-Fluch bezwingen und ins Achtelfinale einziehen kann, ist der Rest des DTB-Aufgebots im Einzel bereits nach zwei Vorstellungen in die Arbeitslosigkeit entlassen. Im Männer-Wettbewerb war der zweite auch schon der letzte Auftritt für die schwächelnden Davis-Cup-Spieler Rainer Schüttler und Jens Knippschild: Gegen den argentinischen Sandplatzexperten Guilermo Coria stand Schüttler bei seiner 4:6, 2:6, 3:6-Abfuhr von der ersten Minute an auf hoffnungslos verlorenem Posten. «Ich habe selten so schlecht aufgeschlagen und so viel Breaks kassiert», befand der Korbacher später selbstkritisch. Fast wehrlos ergab sich sein nordhessischer Profikollege Knippschild bei seiner ebenfalls empfindlich herben 1:6, 2:6, 5:7-Niederlage gegen den Tschechen Jiri Novak in sein Schicksal.
Nach dem tapferen Ausscheiden von Altmeisterin Barbara Rittner gegen Monica Seles (4:6, 1:6) scheiterten am vierten Wettkampftag im Stadion Roland Garros auch Nachwuchssternchen Martina Müller und Jana Kandarr: «Das war einfach schlechtes Tennis. Ich war schrecklich passiv», sagte die Hannoveranerin Müller nach ihrem 5:7, 4:6-Aus gegen die Russin Elena Lichowtsewa in der «Stierkampfarena» von Court Eins, «wir haben eben viele Spielerinnen unter den ersten 100, aber keinen absoluten Star.» Nach einer Niederlagenserie in den letzten Monaten konnte Tennis-Model Kandarr auch kein spektakuläres Grand-Slam-Resultat liefern und wurde mit 4:6, 6:1 und 3:6 von der Thailänderin Tamarine Tanasugarn aus dem Wettbewerb katapultiert. «Ihr fehlen die Konstanz und das Selbstvertrauen im Spiel. Da kommen häufig im falschen Moment die falschen Schläge», analysierte auf der Tribüne Bundestrainer Markus Schur.
Auch ein leichter Restschmerz in der rechten Schulter konnte DTB-Frontmann Haas nicht an einem Expresserfolg gegen den jungen Spanier Lopez hindern. «Ich habe schnell Druck gemacht und mir Respekt verschafft», sagte Haas später. Vor allem mit einem präzisen und dynamischen ersten Aufschlag holte der Deutsche die entscheidenden Vorteile auf Platz Zwei heraus und schonte mit dem Zweitrundensprint auch Kräfte für die nächste Aufgabe gegen Nieminen - das zweite Match binnen 24 Stunden. Und diese Herausforderung wird schwer für den Weltranglisten-Dritten Haas: «Tommy muss da sicher zum ersten Mal voll ans Limit gehen», meinte Trainer David Ayme, «das wird eine harte Nuß.»
Nicht nur in Paris hat Nieminen, der einsame finnische Tourspieler, mit einem Erstrundensieg über den Weltklasse-Sandplatzspieler Nicolas Lapentti für gebührendes Aufsehen gesorgt. Schon vor dem Grand-Slam-Treffen im Stadion Roland Garros rückte der weißblonde Youngster mit Finalteilnahmen in Estoril und Mallorca in den Blickpunkt der Fachwelt. «Er ist ein Spieler mit glänzender Perspektive», urteilte unlängst der schwedische Exstar Stefan Edberg über Nieminen. Der Finne, der Anfang des Jahres in Melbourne sein erstes Grand-Slam-Turnier bestritt, kletterte in der Jahres-Weltrangliste auf Platz 52. Im alten «Entry System» steht der Haas-Gegner bereits auf Rang 44. «Das ist eine Standortbestimmung für mich», sagt Haas, «wenn ich diese Hürde überspringe, ist noch einiges möglich in Paris.»