dpa Conegliano/Berlin - Mit dem Ausschluss Francesco Casagrandes hat der 85. Giro d'Italia seinen nächsten Skandal. Nachdem die Sieger der vergangenen Jahre, Stefano Garzelli und Gilberto Simoni, als überführte Doper disqualifiziert worden waren, erhielt der dritte Topfavorit seine Demission. Der 31-jährige Fassa-Bortolo-Kapitän Casagrande hatte den Kolumbianer John-Fredy Garcia bei einem Bergsprint nach 21 km der 15. Etappe absichtlich in ein Absperrgitter gedrängt und zu Fall gebracht.
«Die Entscheidung der Jury war korrekt», sagte Spitzenreiter Jens Heppner gestern vor dem Start zur 16. Etappe, die bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet war. «Er hatte es doch gar nicht nötig, einen so gefährlichen Sprint um zwei Punkte für das Bergtrikot zu fahren.» Mit der Jury-Entscheidung war nach ersten Zweifeln auch Casagrandes Teamleitung einverstanden. Fasso Bortolo trat gestern an, nachdem kurz erwogen worden war, aus Protest geschlossen auszusteigen.
Der kolumbianische Meister Garcia erlitt bei dem Check Gesichtsverletzungen und musste aufgeben. Casagrande, Besitzer des Bergtrikots und vor Beginn der beiden Dolomiten-Etappen nur 1:07 Minuten aussichtsreich hinter Heppner gelegen, wurde vom Jury-Präsidenten Martin Swinkels (Niederlande) wegen vorsätzlicher Aggressivität ausgeschlossen. Der Italiener, eigentlich weniger der Typ des Brutalos auf dem Rad, bestritt eine Absicht und erklärte das Ende seiner Karriere. Der vierfache Etappensieger, sein Landsmann Mario Cipollini, der große Chef im Feld, sah das anders: «Francesco hat sich falsch verhalten. Ich habe es ihm im Rennen gesagt.»
Casagrandes Team-Kollege Wladimir Belli (Italien) war im Vorjahr ebenfalls ausgeschlossen worden, nachdem er einem Zuschauer im Vorbeifahren einen Faustschlag ins Gesicht versetzt hatte. Auf einer schweren Bergetappe hatte der Fan Belli provoziert und bedrängt.