Nur die EM zählt

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Richard Janssen

Foto: bs/hpl

dpa Berlin - Franziska van Almsick hat den sportlichen Ehrgeiz wiederentdeckt. Vom 22. bis zum 26. Mai will sie sich bei den deutschen Meisterschaften in Warendorf für die Europameisterschaften Ende Juli in Berlin qualifizieren. Die 24-jährige Weltmeisterin ist vor ihrem ersten wichtigen Rennen seit dem Olympia-Debakel von Sydney hochmotiviert. «Ich habe Bock, ich freue mich auf die EM in meiner Heimatstadt», sagt sie und ergänzt: «Warum werde ich eigentlich immer nach meinem Rücktritt gefragt? Ich denke, ich werde euch alle damit überraschen, wenn ich irgendwann sage: Jetzt ist es vorbei, das war's. Und dann bin ich weg.»

Vorher will van Almsick aber noch mal groß aufschlagen. «Vor zwei Jahren in Sydney hätte ich mich vom olympischen Feuer stürzen können», sagt sie im Rückblick. Der Frust ist weg, der Kampfgeist wieder da. Privat sei sie glücklich, Motivationsprobleme habe die Werbe-Millionärin nicht: «Ich trainiere am Tag fünf bis sechs Stunden. Ich würde das nicht machen, wenn ich keinen Bock hätte oder nur zum Geld verdienen», sagt sie. Sie springe bestimmt nicht ins Wasser, um sich bloßstellen zu lassen.

Wobei in Warendorf die EM-Qualifikation vor dem Titel steht. Wirklich wichtig sei für sie die Europameisterschaft in Berlin. «Am Ende ist entscheidend, was hinten rauskommt, denn am Hintern wird die Ente fett. Ich will definitiv in Berlin bei der EM schwimmen. Ich will das», sagt sie trotzig.

Franziska van Almsick geht selbstbewusst und optimistisch an ihr Comeback auf der langen Bahn. «Ich war dreieinhalb Wochen in der Höhe in der Sierra Nevada. Ich denke, dass ich ganz gut sein werde. Ich will schnell schwimmen, sehr schnell.» In Warendorf hat sie gleich für vier Strecken ihre Teilnahme angemeldet: 50, 100 und 200 m Freistil sowie 100 m Schmetterling. Priorität hat ihre Weltrekord- und Lieblingsstrecke, die 200 m Freistil.

Ob Berlin dann Endstation einer großen Karriere ist oder ob sie auch noch die WM im kommenden Jahr in Barcelona und Olympia 2004 in Athen ins Visier nimmt, bleibt offen. Van Almsick: «Daran denke ich noch nicht. Ich will mich da auch nicht festlegen. Im Moment spielt mein Privatleben schon eine große Rolle. Und ich bin glücklich damit. Ich weiß, so langsam kommt die Zeit, wo ich auch die andere Seite des Lebens auskosten will. Lassen wir uns mal überraschen.»

Sie wolle einfach das Gefühl entscheiden lassen. «Ich weiß schon, dass es kein einfacher Schritt sein wird, goodbye zu sagen. Ich weiß aber auch, dass es eine schnelle Entscheidung wird.»