Lizenz für Nordhorn sorgt für Brisanz im Handball-Finale

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Volker Gundrum

dpa Hamburg - Unmittelbar vor dem Meisterschafts-Showdown der Handball-Bundesliga zwischen Tabellenführer HSG Nordhorn und Verfolger THW Kiel steht der deutsche Handball vor einer Zerreißprobe. Nachdem Bundesliga-Tabellenführer Nordhorn vor dem Meisterschafts-«Endspiel» am Pfingstsonntag in Kiel die Lizenz für die neue Saison im zweiten Anlauf doch noch erhalten hatte, traten THW-Manager Uwe Schwenker und Ex-Bundestrainer Horst Bredemeier aus dem Liga-Ausschuss zurück. «Ich bin der Liga, dem Handball und meinem Gewissen gegenüber verpflichtet. Ich stelle die Nordhorner Zahlen in Frage», sagte Schwenker nach einer turbulenten Sitzung in Hamburg.

«Es ist absolut nicht gut, vor so einem Spiel auf diese Art und Weise Öl ins Feuer zu gießen. Das hilft dem Produkt Handball nicht», klagte der Liga-Ausschuss-Vorsitzende Heinz Jacobsen. «Man sollte in so einer Situation alles unterlassen, was zu einer Eskalation führen kann. Wir sollten nicht nur von Solidarität sprechen, sondern auch so handeln», forderte er, «sonst geht alles den Bach runter.»

Sollte die HSG, die vor dem vorletzten Spieltag die Tabelle mit einem Punkt Vorsprung vor dem THW anführt, die Ostseehalle stürmen, hätte sie drei Jahre nach dem Aufstieg den Titel. «Dann wird eine Mannschaft Meister, die nicht finanzierbar ist», gab Mindens Manager Bredemeier zu bedenken.

«Es ist schön, dass wir die Lizenz nun haben. Ich hoffe, das gibt einen zusätzlichen Schub für das Spiel in Kiel. Das ist ein Endspiel, wie es heißer nicht sein kann», sagte HSG-Trainer Kent-Harry Andersson, dem Schwenker Respekt zollt: «Ich ziehe den Hut vor der sportlichen Leistung der HSG.»

Der mit 1,8 Millionen Euro in der Kreide stehende Klub muss künftig stets über einen Kreditrahmen in Höhe von 200 000 Euro verfügen. Bis zum 30. Juni soll der Schuldenberg vor allem durch eine Finanzspritze von Speditionsunternehmer Bernd Rigterink, dem HSG-Marketing-Geschäftsführer, auf 95 000 Euro abgetragen sein - andernfalls droht in der nächsten Spielzeit ein Abzug von bis zu acht Punkten. Die HSG-Wirtschaftsbilanz wird zudem monatlich von Jacobsen geprüft, und der Vorsitzende nimmt auch Einsicht in die Arbeitsverträge der Spieler.

«Es ist gut, dass Nordhorn die Lizenz erhalten hat, damit ist der Super-Gau ausgeblieben. Aber es ist suspekt, dass Bredemeier und Schwenker zurückgetreten sind. Da bleibt ein fader Beigeschmack», sagte Manager Finn Holpert vom TBV Lemgo und forderte Aufklärung: «Einige Fragen müssen beantwortet werden.»

Schwenker stößt vor allem als unrealistisch auf, dass die Personalkosten des HSG-Starensembles in der neuen Spielzeit nur 55 Prozent vom Personaletat seines THW betragen sollen - also geschätzte 1,7 Millionen Euro gegenüber 3,1 Millionen Euro.