Denk ich an Cordoba in der Nacht: Sei gnädig, Österreich!

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Frank Quednau

Einmal noch zur Probe leben, aber dann richtig - das geht nicht. Deshalb ist Fußball manchmal auch schöner als das Leben: Einmal noch das Spiel üben, dann geht es los, gegen Saudi-Arabien, Irland und Kamerun. Aber so richtig?

Denk ich an Cordoba in der Nacht. Der Krankl kommt, da war mal was, bei der WM 1978. Und nichts kann so lange her sein, als dass es nicht noch zusätzlich Schrecken in alle modernen Schreckensnachrichten des deutschen Fußballs träufeln könnte.

Österreich kommt, Piefkes Fußball zu testen. Ausgerechnet nach Leverkusen, der Heimstatt alles Zweiten. Österreich, hieß es einmal, habe erkannt wie wichtig es ist, unwichtig zu sein. Wenn es das nun mal nicht an den nördlichen Nachbarn weiter reicht. Angst verbreitet sich schneller als Kaninchen.

Denn der Christian Wörns musste ja nun auch absagen. Ja, der Wörns - Schulterzucken links. Für ihn kommt Baumann ins Spiel, nicht der mit der gedopten Zahnpasta, der Frank aus Bremen. Zucken rechts. Aber wir lieben Wales wegen der Erkenntnis: Überall hin darf Teamchef Völler seine Abwehrspieler stellen (wie sie auch heißen) - nur nicht auf die Probe.

Irgendwas ist faul im deutschen Ball. Mehmet Scholl hörte «auf die Signale meines Körpers» und sagte schon viel früher ab, weil er keine Linkskurve drehen kann. Das gelingt dem Edmund Stoiber auch selten, aber der ist trotzdem Kanzlerkandidat. Und der deutsche Fußball kandidiert offenbar für nichts. Meistertrainer Sammer wurde gefragt, wie denn die Chancen bei der WM so stünden. «Keine Angaben», meldet die Nachrichtenagentur gestern als Antwort. Schweigen ist das einzige Argument, das sich nicht widerlegen lässt.

Deshalb müssen wir reden. Auch mit Krankls Österreichern: Denkt nicht mehr an Cordoba, rächt euch nicht für unsere anderen lieben Nachbarn, die Niederländer, nur weil auch ihr nicht dabei seid in Japan und Südkorea. Zeigt uns lieber wie ihr (als erste überhaupt) gegen die Färöer verlieren konntet. Die warten auch noch auf uns, bei der Qualifikation zur EM 2004.

Macht uns Mut, bitte. Gerade in Leverkusen wollen wir nicht wieder lernen, Früchte der Niederlage zu ernten. Lasst uns einmal noch zur Probe spielen. Und dann geht es los. Und wie. Aber wie?