Berlin - Zum Schluss konnten sie es sich sogar leisten, auf eine durchaus mögliche Resultatsverbesserung zu verzichten. Obwohl sich sein Team in den letzten Minuten noch einmal sehr nahe an die gegnerische Endzone herangearbeitet hatte, wählte Coach Peter Vaas die sichere Variante: Man ließ die Zeit herunterlaufen, um so einen möglichen Gegenzug zu verhindern.
Als dies passiert war, gab es im Jahn-Sportpark eine Premiere zu feiern: Mit dem 24:14 (7:7, 7:0, 7:7, 3:0) gegen die Barcelona Dragons gelang Berlin Thunder im dritten Versuch der erste Heimsieg in der NFL-Europe-Saison 2002. Running Back Walter James stand die Freude ins Gesicht geschrieben: «Es ist ein tolles Gefühl, endlich mal zu Hause ein Spiel zu gewinnen.»
Mit einer Bilanz von 2:3 Siegen verbesserten sich die Berliner auf den vierten Tabellenplatz und wahrten die Chance, als erstes Team der Liga den Titel als World-Bowl-Sieger zu verteidigen. Für ihren letztjährigen Endspielgegner aus Spanien hingegen ist der Traum, das Finale erneut zu erreichen, nach vier Niederlagen in fünf Spielen wohl ausgeträumt.
In einem wenig glanzvollen Spiel hatte Thunder fast über die gesamte Spielzeit den Gegner unter Kontrolle, ohne selbst überragend zu spielen. Eine spektakuläre Aktion bot jedoch der auch ansonsten starke Thunder-Quarterback Todd Husak (298 Yards Raumgewinn) den 8494 Zuschauern bereits im ersten Viertel. Als nach acht Minuten in der gegnerischen Hälfte die Absicherung nicht richtig funktionierte und er die gegnerischen Verteidiger auf sich zustürzen sah, entschloss er sich zu einer seltenen Angriffsvariante. Statt eines Passes zu einem seiner Mitspieler schlug er einen Haken nach rechts und rannte entlang der Außenlinie 21 Yards zum ersten Touchdown.
Ihre Führung sollten die Gastgeber nur noch einmal abgeben, als die Dragons zum 7:7 ausglichen. Wie bereits vergangene Woche in Amsterdam konnten sich die Berliner aber auf ihre Defensive verlassen, die die Spanier meist deutlich vor der eigenen Endzone stoppte und so neue Angriffschancen ermöglichte. Kenny Christian und Walter James erzielten die beiden weiteren Touchdowns im zweiten und dritten Viertel, Kicker Danny Boyd traf alle Zusatzpunkte sicher und verwandelte im Schlussabschnitt ein Fieldgoal zur vorzeitigen Entscheidung.
Barcelonas Coach Jack Bicknell räumte einen verdienten Sieg der Berliner ein: «Thunder ist auf dem richtigen Weg.» Diese Meinung vertritt deren Coach schon seit Saisonbeginn. Jetzt unterstreichen die Ergebnisse seinen unerschütterlichen Optimismus: «Es ist ein gutes Gefühl, ein Spiel zu gewinnen, in dem man nicht überragend gespielt hat.» Die Resultate der anderen Teams interessieren ihn dabei relativ wenig: «Wenn wir alle unsere Spiele gewinnen, sind wir im World Bowl - egal, was Düsseldorf und Frankfurt machen. Wir müssen uns nur auf unsere eigenen Spiele konzentrieren und nächste Woche das Rückspiel in Barcelona gewinnen.»