Mit Satan in den Himmel

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Martin Pohl

dpa Göteborg - Miroslav Satan reckte im Göteborger Scandinavium den goldenen WM-Pokal in die Höhe. 3000 slowakische Fans und der extra mit einem Jet angereiste Staatspräsidenten Rudolf Schuster schwebten im siebenten Himmel, nur Minuten später war im 800 Kilometer entfernten Bratislava (Pressburg) die Hölle los - Zehntausende Slowaken feierten den größten sportlichen Triumph des kleinen Landes, den Gewinn des Eishockey-WM-Titels, 50 000 empfingen tags drauf ihre Helden in der Metropole.

Mit seinem «Last-Minute-Tor» im Finale des 66. Championats gegen Russland machte Peter Bondra das slowakische Eishockey-Märchen wahr. Zehn Jahre nach der unter Schmerzen vollzogenen Gründung des Verbandes trat die Slowakei mit dem 4:3-Triumph gegen den Rekord-Weltmeister aus dem Schatten des «großen Bruders» Tschechien, der in den vergangenen drei Jahren den Titel inne hatte.

Die Freude, die Genugtuung, den großen Nachbarn abgelöst zu haben, war riesig. Nach der politischen Trennung war die Slowakei 1992 vom Weltverband IIHF in die drittklassige C-Gruppe verbannt worden, während die Tschechen in der A-Gruppe bleiben durften. Erst vor sechs Jahren schaffte die kleine Eishockey-Nation mit nur 6000 organisierten Spielern den Aufstieg in die Eliteklasse und feierte vor zwei Jahren in St. Petersburg mit Silber hinter den Tschechen den größten Erfolg. Die Schmach bei Olympia, als die Slowaken schon in der Vorrunde ausschieden, war vergessen.

«Das ist eine historische Mannschaft. Die Spieler zeigten, was möglich ist, wenn alle an einem Strick ziehen», sagte Staatsoberhaupt Schuster, der seiner Mannschaft als einer der Ersten gratulierte. Mit zahlreichen Landsleuten musste er im Schlussdrittel um die Goldmedaille zittern. Nach einem 1:3-Rückstand gaben die Russen ihr «Beton-Eishockey» auf und schafften durch Antipow und Suschinski den Ausgleich. Aber 100 Sekunden vor Spielende gelang NHL-Profi Bondra von den Washington Capitals der «goldene Treffer».

«Dem Himmel sei Dank. Ich denke, Gott war mit mir in diesem Moment», sagte Bondra, der in der Ukraine geboren und erst vor den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City eingebürgert wurde. Sein Kindheitstraum sei wahr geworden, sagte Kapitän Satan nach dem «schönsten Moment meiner Karriere. Ich bin stolz. Wir haben eine perfekte Mannschaft.» Der Stürmerstar der Buffalo Sabres gewann mit 13 Punkten (5 Tore/8 Assists) zum zweiten Mal nach der WM 2000 die Scorer-Wertung und wurde gemeinsam mit Bondra und Verteidiger Richard Lintner ins All-Star-Team gewählt.

Der Titelgewinn geht auf das Konto einer «Legionärs-Truppe» mit Spielern aus der NHL, Schweden, der Schweiz, Tschechien und Deutschland. «Doch es sind alle Patrioten», betonte der in den Adelsstand erhobene Trainer Jan Filc, «und endlich haben wir gezeigt, zu was wir fähig sind, wenn wir in Bestbesetzung spielen.»