Alba nicht versetzt

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Sebastian Arlt

Zwei Spieltage vor Schluss der Europaliga-Vorrunde kann Alba Berlin nur ein kleines Basketball-Wunder helfen, um die Zwischenrunde doch noch zu erreichen. Die Niederlage in Zagreb zeigte deutlich: Das Team spielt nach wie vor unter seinem Niveau.

Am Morgen danach hatte Jovo Stanojevic müde Augen. Wie wohl alle anderen Basketballer von Alba Berlin hatte auch der Center schlecht geschlafen. Die herbe 72:90-Schlappe bei Cibona Zagreb hatte Spuren hinterlassen. Der angestrebte fünfte Gruppenplatz in der Europaliga ist nicht mehr erreichbar. Bester Sechstplatzierter wird der deutsche Meister, der noch in Pau-Orthez und gegen Barcelona antreten muss, wohl auch nicht mehr werden. "Das ist ein Rückschlag", gab Albas Vizepräsident Marco Baldi unumwunden zu. "Es tut jetzt weh, ist aber kein Drama."

Für Stanojevic war die Nacht besonders kurz und der Ärger sehr lang. Kaum ein Auge habe er zugemacht, berichtete der Jugoslawe. "Wie in einem Film" habe er immer wieder die Szenen vor seinem geistigen Auge gesehen, in denen er die Hauptrolle spielte. Immer wieder pfiffen die Schiedsrichter Fouls gegen den 25-Jährigen. In insgesamt neun Minuten Spielzeit hatte er deren fünf auf seinem Konto. "So etwas ist mir noch nie passiert. Alles, was ich gemacht habe, wurde abgepfiffen", erklärte der 2,07 m große Basketballprofi kleinlaut. Im Vorfeld hatte Cibona-Coach Aleksandar Petrovic angekündigt: "Wir müssen dafür sorgen, dass Stanojevic nicht zu lange spielt." Der Jugoslawe hätte gewarnt sein müssen.

Er schimpfte aber nur auf die zugegeben schwachen Schiedsrichter ("Die haben mich gekillt"). Aber sie waren nun wirklich nicht der Grund dafür, dass die Berliner mit 18 Punkten Unterschied untergingen. "Wir waren nicht in der Lage, mit dem Druck umzugehen", analysierte Trainer Emir Mutapcic, der nur Quadre Lollis attestierte, "auf seinem Niveau" gespielt zu haben. Ein schlechtes Zeugnis für Alba 2002/2003. Kein Wunder, dass man nicht in die Europaliga-Zwischenrunde versetzt wird. Vielleicht, so sinnierte Mutapcic, habe Übermotivation zu einer Blockade geführt. "Die Verkrampfung hat sich nie gelöst", meinte Baldi. Marko Pesic sprach von einer "sehr großen Enttäuschung", nie habe man den Rhythmus gefunden. Mithat Demirel sah einen speziellen Grund für die Niederlage: "Jeder hat versucht, alleine ein Rezept zu suchen, wir haben es nicht gemeinsam geschafft." Weil Jovo Stanojevic fast komplett ausfiel, weil Marko Pesic immer noch nicht alte Form erreicht hat, weil Henrik Rödl in der Abwehr zwar aufopfernd kämpft, im Angriff aber kaum ein Faktor ist - und weil beide Spielmacher, Mithat Demirel und John Celestand, das Spiel nie in den Griff bekamen. Die ganze Mannschaft ist nicht in der Verfassung, die sie haben müsste, um in der Europaliga die Zwischenrunde zu erreichen und in Deutschland zu dominieren.

Die Spieler sehen zumindest eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als man nur drei von 14 Spielen in der Europaliga gewann. In dieser Saison gab's bisher vier Erfolge. Pesic fand die Teamleistung im Vergleich besser, "aber der letzte Kraftakt fehlt". Jetzt braucht Alba die Kraft nur noch für den Kampf um die deutsche Meisterschaft und den Pokal.