Kaum noch Hoffnung

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Thorsten Jungholt und Oliver Trust

Die Hiobsbotschaften für den 1. FC Kaiserslautern werden nicht weniger: Sportlich steht der Traditionsklub vor dem Abstieg. Und der finanzielle Ruin scheint unabwendbar zu sein, nachdem Krisengespräche nicht die erhofften Millionenzusagen brachten.

Die Aussichten, dass der von der Insolvenz bedrohte 1. FC Kaiserslautern den Gang zum Konkursrichter noch abwenden kann, werden täglich geringer. Der vom Vorstandsvorsitzenden Rene C. Jäggi als Investor ins Gespräch gebrachte Londoner Finanzfachmann Stephen Schechter, der schon Schalke 04 für die Abtretung der Zuschauereinnahmen der nächsten 24 Jahre eine Anleihe in Höhe von 85 Millionen Euro besorgte, dementierte gegenüber der Tageszeitung DIE WELT Verhandlungen mit dem FCK.

"Ich habe niemals mit Jäggi oder einem anderen Vertreter von Kaiserslautern gesprochen. Unsere Interessen in der Bundesliga gehen in eine andere Richtung", so Schechter.

Als letzter Strohhalm bleibt Jäggi, der sich Forderungen von über 40

Millionen Euro gegenüber sieht, von denen acht Millionen kurzfristig fällig werden, nun nur noch ein Verkauf des Stadions an die Stadt und das Land Rheinland-Pfalz. "Der Verein hängt schon lange am Tropf der Politik", sagte Jäggi, "da kann man die Verantwortung für die jetzige Situation nicht weit wegschieben."

Doch genau das scheint die Taktik von Ministerpräsident Kurt Beck zu sein. Der SPD-Politiker lud am Freitag ins Gästehaus der Landesregierung in Mainz und betonte dort zwar: "Die Zukunft des FCK bleibt im Interesse des Landes." Doch schloss Beck gleichzeitig aus, dem Verein außer den bereits zugesagten 21,68 Millionen Euro für den Stadionausbau weitere finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.

Damit liegt er auf der Linie der CDU-Opposition, deren Vorsitzender Christoph Böhr sagte: "Für die Fehler der Geschäftsführung des FCK dürfen nicht die Steuerzahler in Haftung genommen werden."

Doch Böhr wies auch auf die Verstrickungen der Regierung in die Finanzaffäre hin und beantragte für Dienstag eine Sondersitzung des Haushalts- und Finanzausschusses. Es müssten "alle Fakten auf den Tisch kommen", forderte Böhr, "einschließlich einer umfassenden Auskunft über die Verantwortung des Geschäftsführers".

Damit ist der ehemalige Lauterer Geschäftsführer Gerhard Herzog

gemeint, ein von der Staatskanzlei beurlaubter SPD-Staatssekretär und neben dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich und Ex-Aufsichtsrats-Chef Robert Wieschemann Hauptverantwortlicher für die desolate Finanzlage des Klubs.

Friedrich setzte sich gegen die Vorwürfe der Steuerhinterziehung gestern zur Wehr: In seiner Zeit beim FCK seien von den Verantwortlichen des Vereins keine "Zahlungen an Agenturen oder

Firmen geleistet worden, die der Lohnsteuer unterliegen", behauptete er und sprach von "Rufmord".

Die Landesregierung versucht nunmehr, die Stadt Kaiserslautern

verstärkt in die Pflicht zu nehmen.

Doch auch die Kommune dürfte kaum in der Lage sein, sich über ihren bereits zugesagten Anteil am Stadionausbau von 7,6 Millionen Euro hinaus zu engagieren.

Die Einschätzungen von Vertretern der Gläubigerbanken und führenden Landespolitikern deckten sich gestern jedenfalls:

Trotz des Wohlwollens aller Seiten sei die Insolvenz des FCK nur noch zu verhindern, wenn Rene C. Jäggi am Donnerstag bei der Vorstellung seines Sanierungsplans mit einer Überraschung aufwarte.