Signal oder Sinnkrise

| Lesedauer: 3 Minuten
Ralf Köttker

Torhüter Gabor Kiraly meldete sich gesund, Marcelinho möchte trotz Grippe spielen: Beim VfB Stuttgart will Hertha BSC heute nach dem gelungenen Rückrundenstart gegen Meister Borussia Dortmund nachlegen und den Anschluss an die Top Fünf der Tabelle herstellen.

Angespannt wirkte Huub Stevens, als er mit seiner nassen Daunenjacke durch den Schnee in Richtung Umkleidekabine stapfte. Dabei hatte das Abschlusstraining auf dem beheizten Kunstrasenplatz für den Trainer von Hertha BSC zumindest in einem Punkt Entwarnung gegeben. Gabor Kiraly konnte nach seiner Schulterverletzung mittrainieren und bestand den Härtetest. "Alles okay, ich habe keine Schmerzen und kann spielen", sagte der ungarische National-Torhüter vor dem Abflug nach Stuttgart.

Eine andere Personalie wird beim Gastspiel gegen den direkten Konkurrenten um die Uefa-Cup-Plätze erst unmittelbar vor dem Abpfiff geklärt, obwohl auch die Vorzeichen gut sind. Nachdem der Brasilianer Marcelinho am Donnerstag wegen einer Grippe das Training absagen musste, ging es dem mit sechs Toren treffsichersten Herthaner gestern bereits besser. Marcelinho ließ sich Infusionen sowie fiebersenkende Medikamente geben und strampelte im Kraftraum auf dem Rad, während die Kollegen im Schnee das Kurzpass-Spiel übten.

Nach seiner speziellen Trockenübung streckte Marcelinho den Daumen nach oben. Einem Einsatz im Gottlieb-Daimler-Stadion steht nach Selbsteinschätzung des Mittelfeld-Gestalters nichts im Wege, auch wenn Stevens noch ein bisschen skeptischer als der ballverliebte Südamerikaner ist. Vorsichtshalber nahm der Trainer deshalb mit Roberto Pinto einen 19. Spieler in das vorläufige Aufgebot.

Stevens will kein Risiko eingehen, dafür steht in der Partie beim Tabellenfünften zu viel auf dem Spiel. "Es ist die klassische Situation gegen einen direkten Konkurrenten. Eine gute Gelegenheit, den ersten fünf Plätzen näher zu kommen", beschreibt Dieter Hoeneß die Situation. Dabei hat der Manager vor Augen, wie solche Situationen in der Hinserie regelmäßig endeten. Nach einem Erfolg, der anschließenden Aufbruchstimmung zerstörte ein Rückschlag alle guten Vorsätze. In den so genannten "Sechs-Punkte-Spielen" (Hoeneß) wie gegen Werder Bremen versagten die Nerven und die spielerischen Mittel.

"Wir müssen jetzt zeigen, dass der Sieg gegen Dortmund wirklich ein Signal war", sagt Hoeneß, der aus den ersten drei Spielen sieben Punkte gefordert hatte. Gewinnt Hertha, könnte so etwas wie eine Serie gelingen und vor dem Heimspiel gegen Schalke 04 ein wichtiger Schritt auf der von Hoeneß ausgerufenen "Aufholjagd" gemacht werden. Bei einer Niederlage macht der Klub das, was er schon vor der Winterpause getan hat: Einen Schritt vor, mindestens einen zurück.

Von einer Fokussierung des Spiels auf den VfB-Stürmer Kevin Kuranyi ("Stuttgart hat noch andere gute Spieler") oder das Duell der Spielmacher Marcelinho und Balakow ("Die kann man nicht vergleichen") will der Trainer nichts wissen. Stattdessen wird der Teamgeist beschworen. "Wir müssen an unsere Stärken glauben", sagt Stevens. In Stuttgart könnte eine Vorentscheidung darüber fallen, ob die für einen Uefa-Cup-Platz ausreichen.