"Jeder kriegt seine Chance"

| Lesedauer: 3 Minuten

Zum Start in die Woche kehrte man bei Hertha BSC zu den Wurzeln des Fußballs zurück. In einem Gespräch zwischen Verein, den Stadionbetreibern und den holländischen Grasspezialisten wurde über die Ursachen darüber diskutiert, warum der Platz zum Rückrundenstart am Samstag die selbe Farbe wie der Bausand hatte. Eine zu heiße Rasenheizung soll die Wurzeln verbrannt haben, sagen die einen. Eine andere Theorie macht den gemeinen Schneeschimmel für die Probleme verantwortlich.

Harmonischer ging es auf dem Rasen zu. Nach dem freien Sonntag stand für die Mannschaft nur eine Laufeinheit auf dem Dienstplan. Regeneration und Kräfteeinteilung hatte Trainer Huub Stevens ("Man muss die richtige Belastung finden") für die Sieger vom 2:1 gegen Borussia Dortmund verordnet, schließlich warten mit Stuttgart und Schalke 04 zwei Konkurrenten um die Uefa-Cup-Plätze. Luizao ließ einen Pferdekuss behandeln, Andreas Neuendorf machte den ersten Belastungstest mit dem Ball. Der Rest musste sich ein wenig mehr anstrengen.

Darunter waren auch zwei, die beim gefeierten Sieg gegen den Meister zu den Verlierern gehörten. Dem ehemaligen Abwehrorganisator Dick van Burik war beim gestrigen Training an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, wie er das Spiel von der Ersatzbank erlebt hatte. Und Mittelfeld-Spieler Stefan Beinlich, der ebenfalls nur von der Seitenlinie zuschauen durfte, blieb bei seinem Maulkorb-Motto. "Ich möchte nichts zu meiner Situation sagen", erklärte der 31-Jährige.

"Die beiden müssen in der Rückrunde dem Trainer die Argumente dafür liefern, warum er künftig nicht auf sie verzichten kann", hatte Manager Dieter Hoeneß im türkischen Trainingslager gesagt. Beweisen sollen sie sich, gegen Dortmund hatten sie dazu allerdings keine Gelegenheit. Und besonders für van Burik ist die Situation nach dem 18. Spieltag noch schwieriger geworden. In der Abwehr sind die Nationalverteidiger Arne Friedrich und Marko Rehmer sowie der kroatische Nationalspieler Josip Simunic gesetzt. Dazu hat sich Michael Hartmann auf der linken Seite bewährt und gegen Dortmund in der zweiten Halbzeit gute Impulse nach vorne gegeben.

Trainer Stevens kennt die Problematik, dass zwei erfahrene Profis und vermeintliche Führungsspieler mit ihrer Situation nicht zufrieden sind. "Es ist hart für die Jungs, dass sie nicht gespielt haben, das kann ich gut verstehen", sagt der Holländer, der gestern von der Trainertagung in Leverkusen zurückkehrte. "Aber das heißt nicht, das sie draußen sind. Es hatte auch taktische Gründe, dass sie nicht gespielt haben. Bei uns sind alle wichtig. Und jeder kriegt seine Chance."

Während die Chancen von Dick van Burik, der seit 1997 das Hertha-Trikot trägt, auf einen Verbleib im Verein weiter sinken und Karel van Burik ("Es geht immer irgendwo weiter") bereits nach Alternativen für seinen Sohn Ausschau hält, will Beinlich trotz der unbefriedigenden Situation um einen Platz in der Startformation und einen Anschlusskontrakt kämpfen.

"Wir haben uns noch nicht um andere Angebote bemüht. Ich gehe fest davon aus, dass Stefan Beinlich auch im nächsten Jahr in der Bundesliga spielen wird, weil ich der festen Überzeugung bin, dass er für Hertha ein wertvoller Spieler ist", sagt sein Berater Jörg Neubauer, der in einem Punkt allerdings nicht die Meinung von Hoeneß teilt: "Ich glaube nicht, dass sich Stefan hier noch beweisen muss."