Maier weint vor Glück

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Als das Wunder von Kitzbühel geschehen war, kamen ihm die Tränen. Sichtlich gerührt stand Hermann Maier im dichten Schneegestöber, wischte sich mit der Hand über die Augen und schüttelte immer wieder den Kopf.

"Ich bin überwältigt und zugleich völlig fertig. Das ist der schönste Tag meines Lebens", sagte der 30-jährige Salzburger nach seinem sensationellen Comeback beim Weltcup-Super-G auf der Streif und lächelte ungläubig: "Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht. Es ist unfassbar, einfach der Wahnsinn."

Mit der Startnummer 22 stürzte sich Maier in das Schneegestöber am Hahnenkamm. Unbeeindruckt von schlechter Sicht auf der weichen Neuschneepiste legte er eine perfekte Fahrt hin und feierte den 17. Weltcupsieg in seiner Paradedisziplin. "Es war ein hartes Rennen, und ich habe eine harte Zeit hinter mir. Aber jetzt habe ich es geschafft", sagte der Doppel-Olympiasieger von 1998 sichtlich bewegt: "Es waren nicht mehr viele, die mir noch eine Chance gegeben haben. Aber ich habe in meinem Leben immer die letzte Chance genutzt."

In 1:20,48 Minuten führte Maier Österreichs Triumph an. Hinter ihm landeten Christoph Gruber (0,11 Sekunden zurück), Stephan Eberharter (0,15), Andreas Schifferer (0,64) und Hans Knauss (0,71) auf den Plätzen zwei bis fünf.

Den Triumph des gelernten Maurers würdigten auch seine Kollegen. Knauss: "Der große Meister hat uns heute in die Schranken gewiesen. Es tut zwar manchmal weh, ist aber so. Gott sei Dank war ich aber einer, der ihn nie abgeschrieben hat. Er steht so unglaublich zentral über den Skiern wie sonst niemand - genau das macht ihn so schnell." Eberharter, zur Zeit mit 965 PunktenFührender des Gesamtweltcups, gratulierte artig und bezeichnete den Erfolg seines großen Rivalen als Überraschung. Eine Sensation, die für Andreas Schifferer kaum fassbar war: "Unglaublich, ich hätte es ihm nicht zugetraut. Wenn man den Fuß gesehen hat, ist es unglaublich, dass da überhaupt ein Skischuh drumherum passt. Auch ich kann mir von ihm noch einiges abschauen."

Österreichs Alpin-Chef Hans Pum jubelte, "das ist einer der schönsten Tage für den Ski-Sport. Ein wirklich starkes Erlebnis." Und sogar Österreichs Bundespräsident Thomas Klestil teilte in einem Glückwunsch-Telegramm seine Bewunderung mit: "Ihr Sieg ist ein Sieg ihres Willens über den Körper, über Schmerzen und Depressionen. Und Sie haben damit unzähligen Menschen - vor allem der Jugend - den Beweis für die Kraft des menschlichen Bewusstseins gegeben, über sich selbst hinaus zu wachsen. Ganz Österreich ist stolz auf ihre Leistung."

Dass dieser Tag auch aus deutscher Sicht erfolgreich war, ging im Jubel um den Triumphator unter. Der einzige Starter Stefan Stankalla (Partenkirchen) nutzte mit der Startnummer 32 seine letzte WM-Chance und belegte mit 1,77 Sekunden Rückstand den guten 16. Platz. "Der Druck war enorm für mich, aber ich habe ihm standgehalten", kommentierte der 27-Jährige seine Leistung.