Giovane Elber hatte es eilig. Im Stechschritt und mit ernster Miene hetzte der Mittelstürmer des FC Bayern München nach dem Dopingtest in die Umkleidekabine. Reden wollte er trotz des 3:0 gegen Mönchengladbach nicht mehr. "Ich muss zum Bus", begründete der Brasilianer sein Tempo und joggte aus den Katakomben des Olympiastadions. Der einstige Spaßvogel der Bundesliga hat im Jahr 2003 sein Lachen noch nicht wiedergewonnen.
Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er mit seinem Tor per Hacke zum 3:0 - sein erstes seit dem 26. Oktober, also zehn Spielen - für den Höhepunkt einer mittelmäßigen Partie gesorgt hatte. Der Jubel fiel bescheiden aus, nur ein kurzes Dankgebet schickte Elber gen Himmel.
Noch immer scheint er die interne Kritik, die in der Winterpause auf ihn eingeprasselt war, nicht verarbeitet zu haben. Seine Erwiderung, er verdiene mehr Respekt, hatte Uli Hoeneß polemisch gekontert: "Der höchste Respekt, den man in diesen Tagen einem Profi erweisen kann, ist, dass wir ihm sein Gehalt pünktlich zahlen. Das tun wir."
Das hört sich nach verhärteten Fronten an. Am Sonntag war allerdings auch der Manager zufrieden: "Er hat nicht nur getroffen, sondern sehr gut gespielt und sehr viel gearbeitet." Und Trainer Ottmar Hitzfeld lobte seinen sensiblen Schützling: "Giovane ist wieder ganz der Alte. Er trainiert voll motiviert, versprüht auf dem Platz unter den Mitspielern gute Laune. Ich hoffe, dass das Tor auch ihm den nötigen Schwung gibt."
Aber ein Tor, das für den Stürmer nach eigener Aussage mindestens ebenso wichtig war wie für den Verein, kann nicht alle Wunden heilen. Weshalb Elbers Zukunft Gegenstand von Spekulationen bleibt. Hartnäckig heißt es, der 30-Jährige habe mit dem FC Bayern abgeschlossen: Noch maximal 16Auftritte in der Liga, ein paar Einsätze im DFB-Pokal - dann könnte Schluss sein, obwohl Elbers Vertrag noch Gültigkeit bis 2004 besitzt. Im Studio von Sat1 erklärte Elber zwar: "Ich hoffe, ich werde bis zum Ende meines Vertrages bei Bayern bleiben." Er sagte aber auch: "Im Fußball weiß man nie."
Das änderte wenig daran, dass die Bayern-Welt heil ist nach dem Start der Rückrunde. Dieses gute Gefühl indes hing nicht nur mit den drei Treffern der Offensivabteilung zusammen, sondern viel mehr mit dem erneuten "zu Null". Nationaltorhüter Oliver Kahn fehlen nach 623 Minuten ohne Gegentor nur noch 113 Minuten zu seiner Bundesliga-Bestmarke aus dem Meisterjahr 1999.
Es passte ins Bild einer insgesamt zufrieden stellenden Vorstellung. Der Rekordmeister glänzte zwar nicht, nutzte aber in bekannter Manier die Schwächen der Punkte verlierenden Konkurrenz, seinen Vorsprung in der Bundesliga auf acht Punkte auszubauen.
Ohne Champions League gibt es für Kapitän Oliver Kahn auch keine Ausreden mehr: "Wir können in allen Spielen Vollgas geben. Bei uns steht jetzt Disziplin an erster Stelle." Daran müssen sich alle halten. Auch Giovane Elber.