Die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, Doris Pfeiffer, rechnete vor, dass mit dem Wegfall der Praxisgebühr den Krankenkassen Einnahmen in einer Höhe von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr entgehen werden. Die betroffenen Kassen müssten diese Mindereinnahmen voll aus dem Gesundheitsfonds ausgeglichen bekommen.
Pfeiffer kritisierte auch die Kürzung des Bundeszuschusses für die gesetzliche Krankenversicherung im kommenden Jahr um 500 Millionen und 2014 um zwei Milliarden Euro. „Die Beschlüsse der Bundesregierung lassen die Reserven der gesetzlichen Krankenversicherung schmelzen wie Schnee in der Sonne“, sagte sie. Im Ergebnis müssten nun die Beitragszahler politische Vorhaben wie das Betreuungsgeld oder den Bau zusätzlicher Straßen finanzieren. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bezeichnete die Abschaffung der Praxisgebühr als einen schweren Fehler. Gesundheitskosten würden so zulasten aller Beitragszahler verschoben. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, begrüßte dagegen die Entscheidung. Die Gebühr hätte außer Bürokratie nichts gebracht und seien ein Ärgernis für Patienten wie Ärzte, sagte Montgomery.
Die Opposition kritisierte vor allem das geplante Betreuungsgeld, das laut Koalition noch am Freitag im Bundestag beschlossen werden soll. Die SPD will dieses im Fall eines Regierungswechsels sofort kippen. Falls 2013 eine rot-grüne Koalition an die Macht komme, werde sie die neue Zahlung für Familien umgehend rückgängig machen, kündigte SPD-Chef Sigmar Gabriel an. Die Grünen erklärten, diese familienpolitische Leistung sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Parteichefin Claudia Roth: „Wir werden das auf keinen Fall mitmachen.“