„Wir wussten, dass die Staatsanwaltschaft die Akten brauchen würde, und kooperieren natürlich“, sagte Manuela Zingl, Sprecherin der Charité. „Wir werden alles zur Verfügung stellen, was benötigt wird.“ Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Klinik wegen fahrlässiger Tötung. Nachdem Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) harsche Kritik an der Informationspolitik der Charité geübt hatte, hat sich nun eine Task-Force unter Leitung von Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gebildet, um die Kommunikationspannen zu klären. Es könne nicht sein, dass ein Neugeborenes im Herzzentrum operiert werde, dort ein Totenschein ausgestellt werde und „die Charité das Herzzentrum keine einzige Minute darüber informiert, dass das Kind mit Serratien-Keimen besiedelt war“, kritisierte Czaja im RBB.
Indes sucht ein bezirklicher Krisenstab, bestehend aus Experten aus dem Gesundheitsamt Mitte und dem Robert-Koch-Institut, weiter nach der Ursache der Keime, nimmt Proben in der Klinik und wertet aus – bis jetzt jedoch ohne Erfolg.
Es gibt offensichtlich noch einiges zu klären rund um den Serratien-Ausbruch auf den zwei Frühchenstationen der Charité auf dem Campus des Virchow-Klinikums. Nachdem am 5.Oktober nach einer Operation im Herzzentrum ein Baby gestorben war, das sich zuvor offensichtlich auf der Neugeborenen-Intensivstation der Charité mit Serratien angesteckt hatte, stellte die Charité drei Tage später den Ausbruch der Darmkeime auf zwei Stationen fest. Ein Screening der kleinen Patienten ergab, dass sieben Kinder bereits eine durch den Keim hervorgerufene Infektion hatten und insgesamt 16 von dem Keim besiedelt waren, ohne jedoch krank zu sein. Allerdings habe der verstorbene Säugling noch seinen Bettnachbarn angesteckt, hieß es aus dem Herzzentrum. Doch im Zuge der Ermittlungen nach der Ursache des Keimausbruchs tauchen immer neue Fälle auf. Im Herzzentrum sollen nach Angaben des bezirklichen Krisenstabs unter Leitung von Amtsarzt Karl Schenkel noch zwei weitere Babys an Serratien erkrankt sein und ein weiteres Kind mit den Bakterien besiedelt. Alle Kinder seien stabil, hieß es.
Behandlung mit Antibiotika
Auch den Babys in der Charité gehe es den Umständen entsprechend gut. Die erkrankten Kinder werden antibiotisch behandelt, „ein Kind konnte heute sogar nach Hause entlassen werden“, sagte eine Charité-Sprecherin. Auch seien keine neuen Fälle mehr dazugekommen.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, unter anderem auch deshalb, weil das im Herzzentrum verstorbene Baby bis jetzt nicht obduziert werden konnte. Das Herzzentrum hatte eine natürliche Todesursache angegeben, und die Eltern haben das Kind deshalb schon am 12.Oktober auf dem muslimischen Friedhof am Columbiadamm beigesetzt. Nun werde geprüft, ob das Baby exhumiert werden soll. Ob dies sinnvoll sei, müsse ein Gerichtsmediziner beurteilen. „Das kann dauern“, hieß es von der Staatsanwaltschaft.